Hamburg gilt als Medienhochburg. Wie seht Ihr dementsprechend das Engagement von jungen Leuten in diesem Bereich?
Isabella: Ich höre öfter von Journalistikprofessoren oder Medienschulen: Warum haben wir sowas nicht gemacht? Die Leute, die an Medienhochschulen sind oder Journalistik studieren, sind sehr darauf gepolt, sich irgendwo zu bewerben und danach ein Volontariat zu machen. Da bleibt wenig Freiraum wirklich was eigenes zu gründen. Teilweise ist auch nicht der Wille da. Ich glaube im Medienbereich ginge mehr.
Martin: Ich bin immer wieder überrascht, dass Leute die eine journalistische Ausbildung machen, ganz wenig aus ihrem Häuslein hinauskommen. Wahrscheinlich erwarten die zu Recht, dass sie mit ihrem Beruf schon während der Ausbildung Geld verdienen. Bei Stadtlichh ist es so, dass alle ehrenamtlich arbeiten. Das ist eine Riesenhürde. Wir brauchen zwar Menschen, die gewisse Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben. Diese Chance, genau mal das zu machen, worauf man Lust hat, wird gerade von Journalisten wenig genutzt.
Was ratet Ihr allen Menschen, die selber was in diese Richtung auf die Beine stellen wollen?
Martin: Ein guter Tipp: Versucht Euch nicht von allen Leuten und mit allen Mitteln zu informieren. Wir waren am Anfang sehr blauäugig. Es hat keiner von uns verlegerische Erfahrung gehabt. Jeder zwar in seinem Gebiet, aber so ein großes Projekt hatte noch keiner gemacht. Hätten wir gewusst, was da alles auf uns zu kommt, hätten wir gar nicht angefangen. Man darf sich nicht vorher schon ins Boxhorn jagen lassen. Es gibt immer Menschen, die einem reinquatschen und sagen: Ich hab das schon gemacht, ich kenne das, das ist viel zu kompliziert, das wird sowieso nichts! Wenn Ihr von etwas überzeugt seid, dann tut das und setzt das um.
Isabella: Fangt einfach an! Ihr habt eine gute Idee, dann legt los. Zwischendurch werdet Ihr auf die Nase fallen, das wird passieren. Das ist normal. Heute sitze ich hier ein Jahr später und denk mir auch: Man hätte sich vielleicht mal jemanden holen sollen, der wirtschaftlich fitter ist oder einen Business-Plan erstellen sollen. Aber dann gäbe es heute das Projekt nicht mehr und wenn, dann wäre es nicht so, wie es jetzt ist. Ich hab im ganzen letzten Jahr vieles, was eigentlich meine Freizeit war, in dieses Projekt investiert. Ich hab aber auch in keinem bisherigen Jahr so viel gelernt, sei es im Studium oder durch Praktika. Das kann einem keiner mehr wegnehmen, was man an Erfahrung, an Kontakten und an Netzwerk gesammelt hat.
FOTO: Mathias Birsens