„Eine Zeitung ist kein Multifunktionsgerät“

Hamburg gilt als Medienhochburg. Ein Gespräch über Print und Digital, kostenlose Informationsprodukte und Tipps zur Eigeninitiative. Unser Chefredakteur Morten Luchtmann hat mit Isabella David, Chefredakteurin des Lokalblogs Mittendrin und Martin Petersen, Chefredakteur vom Printmagazin Stadtlichh diskutiert.

FREIHAFEN: Wie seid ihr darauf gekommen Online-Berichterstattung für den Bezirk Hamburg Mitte zu machen?

Isabella David: Wir haben damals in Billstedt gewohnt, kannten uns ziemlich gut aus mit Bezirkspolitik und haben über befreundete Abgeordnete einiges mitbekommen. Uns ist aufgefallen, dass wenig berichtet wurde und ein ziemlich einseitiges Bild gezeichnet worden ist. Da haben wir uns gedacht: Das können wir vielleicht besser und seit September 2012 gibt es uns. Online war die einfachste und günstigste Möglichkeit irgendwas anzufangen.

Wie und warum ist Stadtlichh entstanden?

Martin Petersen: Stadtlichh gibt es seit Dezember 2010. Es ist aus einem Wunsch entstanden mal was anders zu machen. Wir wollten Print machen, weil immer gesagt wird Print gibt es nicht mehr lange. Wir wollten gerne was großes machen, weil alle gesagt haben, es müsse im Pocket-Format erscheinen. Inhaltlich wollten wir vor allem über Entwicklungen und Hintergründe in der Stadt berichten, auch aus kultureller Seite. Wir fanden das wurde vernachlässigt. Unsere beiden Grafikdesignerinnen hatten den Wunsch aus gestalterischer Sicht, das zu machen, was sie gerne möchten und nicht nur immer Kundenwünsche zu erfüllen.

Und deshalb Print?

Martin: Wir sind überzeugt, dass nicht Print grundsätzlich ein Problem hat, sondern dass wir mit dem, was wir machen auch als Printmagazin gut zurechtkommen. Print hat im Gegensatz zum Digitalen eine Haptik. Du kannst es anfassen, mitnehmen und wieder auspacken. Bei uns spielt die optische Aufmachung eine große Rolle. Als Printdesigner kannst du andere Dinge machen als online. Du hast ein anderes Format, hast andere Einschränkungen und musst auf ganz andere Dinge achten.

Wie erreicht ihr mit Hamburg mittendrin online eure Zielgruppe und wen wollt ihr erreichen?

Isabella: Wir haben uns nie auf ein Alterscluster eingelassen. Man mag annehmen, das seien vor allem junge Leute, da wir das ganze über Social Media verbreiten, aber tatsächlich ist unsere Leserschaft eher 40 bis 50 Jahre alt. Das sind die Leute, die in den Stadtteilen schon jahrelang engagiert sind und sich für solche Themen interessieren. Bezirkspolitik wird oft dröge erklärt. Davon wollen wir wegkommen, gerade mit unserer zweiten Schiene – Berichterstattung und Live-Berichterstattung von Demos. Das interessiert auch die eine jüngere Zielgruppe. Gerade im Rahmen der Lampedusa Proteste hat sich ganz stark ein Zuwachs an jungen Lesern gezeigt.

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Von Morten Luchtmann

2012 habe ich mein VWL-Studium an der Uni Hamburg begonnen. Ungefähr seitdem bin ich auch in der FREIHAFEN-Redaktion. 2014 war ich Chefredakteur, zur Zeit bin ich im Auslandssemester in Prag.

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