Wie schätzt Ihr die Chancen des Onlinejournalismus ein?
Isabella: Wir haben noch lange nicht ausgeschöpft, was das alles an Möglichkeiten für uns bietet. Ich liebe Papier, den Geruch von Zeitungen und Druckerschwärze, aber dennoch muss man sich glaube ich eingestehen, dass unsere Zukunft im digitalen Bereich liegt. Zeitlose, größere Geschichten, die länger up-to-date sind, eignen sich dagegen gut für Print. Alles, was an schnellen Nachrichten läuft wird sich ins Netz verschieben. Das Problem, das wir alle haben ist: Wie finanzieren wir das ganze auf lange Sicht? Ich habe kein Patentrezept parat, aber irgendwann und irgendwie werden Leser für Informationen bezahlen müssen und wollen. Information ist das, was wir alle jeden Tag brauchen.
Martin: Ich schliesse mich dem an. Man sieht wie online wächst und Print schrumpft. Aber online hat man natürlich ein großes Finanzierungsproblem. Die Macher geben weniger Geld für Material und Druck aus, aber nehmen im Moment noch viel weniger Geld mit Werbung ein. Nur die wenigsten Onlinemedien können sich zurzeit allein durch Werbung finanzieren.
Oft wird online als die große Chance gesehen. Was sind denn die Nachteile beim Verbreiten oder Produzieren von Online-Inhalten?
Isabella: Mir fallen da keine reinen Nachteile ein. Es ist eine Veränderung der Arbeit. Es ist schnelllebiger. Ich muss schneller auf Sachen reagieren. Es passieren schneller Fehler. Ich kann diese Fehler schneller korrigieren. Ich kann besser mit meinen Lesern in Verbindung treten und bin direkt einer breiten Masse an Kritik ausgesetzt. Hinzu kommen Technikprobleme, die vorkommen können.
Martin: Ein Nachteil ist, dass man sich auf verschiedene Endgeräte einstellen muss. Man hat nicht mehr die Hoheit darüber wie das dann vom Leser konsumiert wird.
Was lässt sich von Printproduktionen nicht auf das Digitale übertragen?
Martin: Das Gefühl eine Zeitung zu lesen, mit allem was dazu gehört. Dass man es anfassen, blättern oder zusammenknüllen und in die Ecke schmeißen kann. Alles andere kann man eigentlich auch digital machen.
Isabella: Ja, das haptische. Dass ich es mitnehmen kann. Ein Ipad kann ich auch mitnehmen, aber ich benutze es nicht am Strand. Eine Zeitung ist für mich wie ein Ruhepol.
Martin: Das stimmt. Vielleicht ist es ein bisschen altmodisch und das stirbt dann damit aus, aber wenn man eine Zeitung auf dem Tisch liegen hat, ist das was anderes wie ein Handy oder Laptop. Eine Zeitung ist eine Zeitung und kein Multifunktionsgerät.