FREIHAFEN: Maarten, du bist Mitglied einer Kampagne, die sich gegen die Wohnungsnot und den Mietenwahnsinn einsetzt. Wann ist diese Kampagne entstanden und was sind eure Ziele?
Maarten: Schon seit einiger Zeit engagieren sich Menschen für bessere Wohnungsverhältnisse. Zum Beispiel gibt es seit 2009 das Bündnis „Recht auf Stadt“, in dem sich auch viele Studierende engagieren. Außerdem gibt es das Bündnis „Mietenwahnsinn stoppen!“, welches sehr viel zur Lösung dieser Problematik beiträgt. Wir haben dann gemerkt, dass sich die Situation bei Studierenden und gleichzeitig auch bei Auszubildenden und sozial Schwachen extrem zuspitzt. Also haben wir uns im Sommer dazu entschlossen, das Thema Wohnungsnot und Mietpreise zu thematisieren und zu skandalisieren. Wir möchten erreichen, dass die Leute ihr Bewusstsein schärfen und sich darüber im Klaren werden, dass die Mietpreise keinem Naturgesetz unterliegen. Natürlich möchten wir auf der einen Seite den Druck auf die Politik erhöhen, auf der anderen Seite stellen wir aber auch die Marktkonformität in Frage und setzen uns für eine Mietobergrenze ein. Es ist Wahnsinn, dass mit 1,7 Millionen Quadratmetern dermaßen viel Leerstand an Büroräumen in Hamburg herrscht. Es kann einfach nicht sein, dass so viele Menschen obdachlos sind oder auf Sofas schlafen müssen, weil so spekulativ mit Wohnraum umgegangen wird. Deswegen haben wir uns auch immer für die Entkriminalisierung von Häuserbesetzungen eingesetzt, weil wir dadurch das Eigentum in Frage stellen möchten. Wohnraum ist da um zu leben, nicht um leer zu stehen.
Das Problem des zu teuren Wohnraums existiert bundesweit
Wo liegt die von euch gesetzte Mietobergrenze?
Es gibt Berechnungen, dass drei bis vier Euro pro Quadratmeter ausreichen, um ein Haus in Stand zu halten. Das heißt, alles darüber hinaus geht direkt in die Tasche des Vermieters. Es ist natürlich dann abstrus, dass wir – wie im Schanzenviertel – 12 bis 15 Euro pro Quadratmeter zahlen müssen. Deswegen fordern wir eine Mietobergrenze, die deutlich unter dem momentanen Durchschnittswert von 8,30 Euro pro Quadratmeter liegt, wobei man auch immer Rücksicht auf die finanzielle Situation des jeweiligen Mieters nehmen muss.
Ist das Problem der Wohnungsnot und der hohen Mietpreise ein Problem der „beliebten Großstädte“ oder existiert dieses Problem bundesweit?
Das Problem existiert schon seit Jahren in kleineren Städten, wie zum Beispiel Tübingen oder Mainz. Diese Tendenz finden wir wirklich in allen Studierendenstädten, auch denjenigen, die vielleicht nicht so beliebt sind wie Hamburg, München und Co.