Pogende Wogen und Gladiatoren

In dieser Welt erleben wir eines der spaßigsten und kurzweiligsten Konzerte bisher, dessen eingangs geschilderter tänzerischer Gladiatorenkampf nur der Anfang bleibt. Nicht lange lässt der Dan auf seine nächste Publikumsanimation warten: Er teilt dieses in zwei sich gegenüberstehende Lager  und setzt jedem der beiden einen seinem Gefolge zugewandten Gebieter vor. Bei Beginn des nächsten Songs dürfen diese jetzt – mit unsichtbaren Fäden an Händen und Füßen versehen – durch möglichst ausladende und seltsame eigene Tanzmoves die Bewegungen des restlichen Publikums steuern, das mit johlender Begeisterung die Sprünge und Verrenkungen spiegelt.

Highlight bleibt jedoch der menschliche Spalierstunnel, den Dan Deacon aus seinem Publikum formt und sich durch die Tiefgarage des Molotow schlängeln lässt. Er selbst lässt es sich nicht nehmen, eine Runde im gebückten Laufschritt unter den verschränkten Händen seiner Fans hindurch zu drehen. Sich am hinteren Ende Schritt für Schritt zersetzend und am Kopf stetig voranwachsend sucht sich die Kette schließlich ihren Weg zwischen Autos hindurch und zurück in den Club, wo Dan wieder auf der Bühne bereits zum Finale einer überaus gelungenen Konzertnacht ansetzt. Die schweißnassen Hände meines Tunnelgegenübers in Kombination mit dem durchdringenden Benzingeruch der Tiefgarage beschreiben letzten Endes  ganz gut, was diese Musik, die durch die verbeulte Stahltür schallt, eigentlich ausdrücken möchte.

FOTOS: Johanna Rathsack

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