Einige Lieder dieser Platte wurden von ungeduldigen Fans in der Fabrik bereits auf ihrem iPhone abgespielt, denn Zaz ließ auf sich warten und die Bühnenarbeiter schienen es zu genießen, endlich mal vor Publikum jedes Instrument und Mikrofon ganz besonders genau zu überprüfen. Irgendwann war es dann aber so weit. Gitarre und Bass bekamen Unterstützung von Keyboard und Schlagzeug und als letztes, pünktlich zu ihrem Einsatz in „Les Passants“, erschien die Sängerin auf der Bühne. In schwarz-weiß gestreifter Strumpfhose mit schwarzem Kleid und mit bewährt frech-fröhlich-direktem Gesichtsausdruck. Die Combo hatte sichtlich Freude am Musizieren und der Funke sprang über. Da war es dann auch weniger schlimm, dass die französischen Ansagen zwischen den Liedern nicht immer ganz verstanden wurden, was zu leichten Irritationen bei der Sängerin führte.
Die eigentliche Kommunikation mit dem Publikum fand über die Mischung aus Swing, Jazz, Gypsy und Pop statt. Neben den tanzbaren Liedern gab es aber auch ruhigere Sequenzen.
Den französischen Sommerhit „Je veux“ erkannte lange niemand an seinem Intro. In blaues Licht getaucht entlockte Zaz mehreren Klangschalen mystische Klänge, bevor nach einigen Minuten die vertraute Gitarre einsetzte und sich das Rätsel um den Song in begeisterten Rufen und Klatschern löste. Auch ein Duo mit ihrem Gitarristen „für die Kinder in Indien“ brachte etwas Nachdenklichkeit zwischen die Balken des alten Gebäudes und in die Köpfe der Zuhörer.
Was die besonderen Momente auf der Bühne ausmachte: Wenn Isabelle Geffroy und ihre Instrumentalisten sich Blicke zuwarfen, die vor allem eines verrieten: Spaß an der Sache.
Dass ebenso viel Können dahinterstand, durfte besonders der Gitarrist Gulliaume Juhel an einigen Stellen eindrucksvoll beweisen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit ließ er die Finger über das Griffbrett sausen und entlockte seinem Instrument anspruchsvolle Gypsi-Swing Gitarrensolos à la Django Reinhardt, wobei man ihm die Schwierigkeit des Unterfangens – und das zeichnet ihn wohl als Meister seines Fachs aus – nicht ansah.
Nach über zwei Stunden neigte sich der Abend dem Ende zu und vereinzelt verließen Zuschauer den Raum. Doch sie verpassten etwas. Das Konzert lief nämlich in einer lockeren Jam-Session aus, in der nicht nur der Gitarrist, sondern auch die anderen Musiker tief in die Soli-Kiste griffen, bevor sich die Gruppe unter Beifall verabschiedete.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass auch in Zukunft beim Transport der frischen Musik und Stimmung von der Straße auf die immer größer werdenden Bühnen eines nicht verloren geht: Authentizität und Spaß an der Sache.
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