Von der Kippe ins Wohnzimmer

Heute, vier Jahre später, haben Carsten und Dennis ein immenses Angebot in ihrem kleinen Laden. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Aufarbeiten ausrangierter Schallplatten. Die nicht mehr brauchbaren Langspielplatten zieren nun Mensch und Wohnung als Taschen, Wand- und Deckenlampen, Uhren, Schalen, Teller oder Küchenrollenhalter. Wie man auf so eine Idee kommt? Durch Zufall: Eine kleine selbstgebaute Holzhütte schmückt als Kassiererhäuschen den Laden. „Wir brauchten dafür Dachziegel“, verrät uns Carsten, „also entschlossen wir uns kurzerhand für Schallplatten und merkten, wie gut diese zu bearbeiten waren.“ Neben der toten gelöteten Musik gibt es auch lebendige Musik zum Hören. Zwar nicht für Zuhause, aber zum Erleben in den monatlichen „Ladenkonzerten“.

Verstaubte Bücher finden seit neuestem ebenfalls einen Verwendungszweck als Schlüsselbrett und Garderobe. Auch kleine Accessoires, wie Gürtel aus Maßbändern, Fahrradschläuchen oder Anschnallgurten, lassen sich finden. Die Ware ist reine Handarbeit und wird größtenteils von Carsten und Dennis selbst hergestellt. So birgt das Sortiment auch wahre Raritäten und Einzelstücke, wie einen uralten Staubsauger oder einen antiquarischen Haartrockner, die nun als Lampe fungieren. Die Preise sind dabei meist ebenso außergewöhnlich, wie die Produkte selbst.

Trotzdem rentiert sich das Geschäft. Der Handel wächst immer weiter. Neben den Stammkunden und Hamburger Gelegenheitsbesuchern gibt es auch Bestellungen aus Frankreich, Österreich und der Schweiz. Scheinbar völlig aus dem Rahmen fallen Bestellungen aus Melbourne oder Sydney. „Die flippen dort richtig aus!“, berichtet Carsten.

Der seltsame Name „Lockgengelöt“ ist aus einem Kultwort ihrer Jugendzeit entstanden, welches sie aus einem Telefonstreich eines Radiosenders entnahmen. Darüber hinaus verbirgt sich in dem seltsamen Schriftzug, der vorbeilaufenden Fußgängern den Namen des Ladens verrät, zusätzlich die Abschlussarbeit von Carstens Grafikstudium. Bei genauem Betrachten wurde selbst dort wiederverwertet. Ein Hammer dient als „T“ und eine sieben als „L“. Ein ganzes Alphabet aus recycelten Buchstaben hat Carsten entworfen. Diese kleinen Details sind es, die „Lockengelöt“ zu einem ganz privaten und eigensinnigen Geschäft machen, in dem viel mehr steckt als nur alter Müll und ausrangierte Haushaltsgeräte.

Für die Zukunft wünschen sich die Beiden: „Mehr erfinden, weniger produzieren!“. Mit einem breiten Grinsen verrät uns Carsten noch seinen Traum: Eine zweite Filiale in New York aufzumachen. „Dann müssen Dennis und ich nicht andauernd zusammen rumhängen“.

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