Von der Kippe ins Wohnzimmer

Im Jahre 2004 eröffnete in Hamburg St. Pauli ein kleiner Laden namens „Lockengelöt“. Die Inhaber Carsten Trill (29) und Dennis Schnelting (30) mieteten auf gut Glück einen kleinen Raum in der Wohlwillstraße Nr. 20. Carsten hatte zuvor sein Grafikstudium in Düsseldorf abgeschlossen und Dennis, der eine Ausbildung bei Siemens als Elektroniker hinter sich hatte, war arbeitslos. „Total planlos fuhren wir mit Fahrrädern durch die Gegend und schauten uns nach leeren Läden um. Wir mieteten den Raum, ohne vorher ein Konzept, oder Plan zu haben.“, beichtet uns Dennis. Zuerst sollte der Laden eine Kneipe werden. „Feiern konnten wir schon immer gut, aber wir dachten uns, dass wir mit einer Kneipe ja gleich zu Alkoholikern werden würden.“, fügt Dennis hinzu. Voller Tatendrang ließen sie also ihren Ideen freien Lauf. Carstens Gespür für Kunst und Design und Dennis´ handwerkliches Geschick vereinten die beiden in der selben Idee. Alter Ramsch und Müll – eigentlich ein Fall für die Kippe – funktionierten sie zu neuen Gegenständen um. Aus alt mach neu: nicht mehr gebrauchte Alltagsgegenstände werden zu optisch ansprechenden Designerstücken.

„Du bist doch bekloppt!“, war die erste Reaktion von Dennis Eltern. Auch Carsten hatte Probleme mit der zunächst konservativen Ansicht seiner Eltern und erntete Kommentare, wie: „Mach doch lieber was Anständiges, Junge!“. Anfangs waren die Sorgen auch berechtigt. Während Freunde und Verwandte in der Ladenidee lediglich die Einzigartigkeit und Innovation sahen, hatten Dennis und Carsten jedoch jeden Monat erneut Probleme die Miete aufzubringen und ihren Unterhalt zu bezahlen. „Seit einem halben Jahr erst läuft der Laden so, dass wir uns um Finanzen keine Sorgen mehr machen müssen. Mann hat im Leben die Wahl: Entweder man ist Finanziell abgesichert und hat einen festen Job, oder man verwirklicht sich selbst und ist kreativ. Das ist schwierig unter einen Hut zu bringen. Wir haben uns für die Selbstverwirklichung entschieden, egal was Eltern, oder Freunde davon hielten.“, erläutert Carsten. Den Luxus sahen die Beiden dabei nicht in der Menge des finanziellen Gewinns, sondern in der eigenen Zeiteinteilung, der Unabhängigkeit und dem Gefühl etwas Eigenständiges Aufgebaut zu haben. „Als Angestellter einer großen Firma fehlt dir die Identifizierung mit deiner Arbeit. Aus diesem Zustand wollte ich heraus. Es war anstrengend, man stand ständig etwas wackelig auf den Beinen, aber es war immer spannend.“, erzählt Dennis.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert