Kinder waren schon immer anstrengend. Sie schreien, toben und neigen zu ständigem Bewegungsdrang. Dies jedenfalls trifft auf all diejenigen zu, die nicht mit Tabletten ruhig gestellt wurden oder wegen ihrer Fettleibigkeit keinen Fuß vor den anderen setzen können.
Die Kinder also, die guten Gewissens als normal bezeichnet werden dürfen und deren Dasein aufgrund ihrer Normalität eigentlich keine Probleme erzeugen sollte, gehören zu der typischen Kippel-Risikogruppe.
Das normale Kind möchte sich bewegen. Egal wo es sich befindet – ob zu Hause, auf dem Spielplatz oder in der Schule. Dieses Verlangen ist natürlich und Voraussetzung für physisches und psychisches Wohlbefinden. Ferner führt dauerhaftes Zappeln zu einem ständigen Informationsfluss zwischen Gehirn und Muskulatur – Millionen kleiner Gehirnzellen sind aktiviert und fördern folglich eine höhere Leistungsbereitschaft des Denkapparates.
Ein Bewegungsmangel hingegen, zum Beispiel der Zwang, stundenlang still auf einem Stuhl zu verharren, ist laut Focus das Ungesündeste, was einem Kinderrücken zuteil werden kann. Doch vor allem in der Schule wird dieses Verhalten oftmals von den Lehrern diktiert, denn das Kippeln ist nicht nur ein Störfaktor, es birgt ferner ein großes Unfallpotenzial.
Wer kippelt fällt nämlich zwangsläufig irgendwann auch einmal um. Befindet sich gerade nicht das Schutzengelchen im Klassenzimmer, ist im ungünstigen Fall eine Heizung im Weg, ein Loch im Kopf und das betroffene Persönchen zum Wunde nähen im Krankenhaus.
Im besten Falle endet der Sturz vom Stuhl mit einer Menschenmassen erheiternden Blamage durch verdrehte Extremitäten am Boden und schmerzverzerrte Gesichtszüge. Ein hübsches Beispiel bietet eine süddeutsche Drittklässlerin, die beim Kippeln mit dem Gesäß zwischen Lehne und Sitzfläche eingeklemmt war und von der Feuerwehr befreit werden musste.
Da wohl ein jeder – auch das siebenjährige Schulkind – seinen gesellschaftlichen Status aufrecht erhalten möchte, ist eine solche Situation tunlichst zu vermeiden.
Dies ist möglich durch die Vereinung aller modernen Erkenntnisse der Wissenschaft in innovativen Stuhlbautechnologien, die es den Schülern und Schülerinnen der Gegenwart ermöglichen, eine optimale Sitzkultur in der Schule zu pflegen.
So hat der britische Pädagoge Tom Wates den Anti-Kippel-Stuhl „Max“ erfunden, dessen gebogenen Beine so konstruiert sein sollen, dass es den Kindern nicht möglich ist, die Stuhlbeine mehr als fünf Zentimeter vom Boden abzuheben. Diese neuartige Sitzgelegenheit hat sich in England bereits an vielen Schulen etabliert und Lehrer begeistert.
Ein ähnliches Beispiel findet sich in Hamburg an der Schule Ludwigstraße in der Schanze. Dort wurden orthopädische Stühle eingeführt, die an Bürodrehstühle erinnern. Im Gegensatz zum britischen Anti-Kippel-Stuhl besitzt das deutsche Modell den Ansporn, Kinder in ihrem Bewegungsdrang zu unterstützen und nicht zu hemmen. Die Sitzfläche passt sich durch leichtes Neigen in alle Richtungen den Gewichtsverlangerungen der sitzenden Person an und kann geräuschlos durch den Raum gerollt werden.
Verletzungsrisiko und Störfaktor wurden minimiert, die Ausgeglichenheit der SchülerInnen durch mehr Bewegung gefördert.
Die Schanze ist mit ihren kinderfreundlichen Sitzmöglichkeiten zukunftsweisend und motiviert zum Schlussappell an Lehrer und Eltern:
Lasst den Zappel-Philipp Zappel-Phillipp sein!