Onur Yamac, der übrigens aus dem Rheinland stammt, handelte getreu dem Motto „Loss dir nix jefalle“ und verabredete 14 Tage später ein Treffen mit dem zuständigen Wahlleiter der SPD.
„Mir bot sich dann bei diesem Termin ein Trauerspiel: Mir gegenüber saß jetzt ein Wahlleiter, der es vehement abstritt, dass ich überhaupt an der Wahl teilnehmen dürfe. Auch auf meine Einwände mit dem Grundgesetz hin. Meinem Eindruck nach wollte der mich schlichtweg loswerden.“
Mit so inkonsistenten und fadenscheinigen Argumenten ließ sich Onur Yamac, der zusätzlich zu Sozialwissenschaften Jura im Nebenfach studiert hatte, jedoch nicht abwimmeln. Am selben Abend begann er Briefe und Emails an die EU, örtliche Abgeordnete, Bundespolitiker und andere Organisationen, von denen er sich Hilfe erhoffte, zu schreiben und ihnen seine Situation zu schildern. Unterstützt wurde er von einigen Freunden, die Briefe und Faxe an die Stadtverwaltung schickten und gegen dieses Gesetz protestierten. Bei seinen Recherchen fiel Onur unter anderem auch auf, dass er in jedem Bundesland Deutschlands hätte kandidieren dürfen, nur nicht in Niedersachen.
Weil sich Onur Yamac auch von der juristischen Seite sicher war, dass dieses Gesetz so nicht existieren dürfte, zog er seine Initiative bis zum Ende durch – und erreichte so die richtigen Menschen.
Denn am Ende setzte sich die damalige Landtagsabgeordnete Heike Bockmann für ihn ein, die in sehr kurzer Zeit eine Abstimmung über jenes Gesetz im niedersächsischen Landtag initiierte. Einstimmig wurde eine Gesetzesänderung beschlossen und Onur Yamac durfte völlig legal an den Kommunalwahlen teilnehmen und zum Ratsherr gewählt werden.
Heute, nachdem er mit seiner Initiative Erfolg hatte, sagt keiner mehr was.
Warum dieses Gesetz überhaupt solange existieren konnte bleibt ein Rätsel – über mögliche Gründe kann man nur spekulieren. Vielleicht war Onur Yamac der erste, auf den dieses Gesetz zutraf. Vielleicht war es für andere auch einfach nur zu mühselig und nicht lohnenswert, zu versuchen, eine Gesetzesänderung zu erwirken.
Das Wichtige an Onur Yamacs Fall ist, dass er gezeigt hat, dass man einen Einfluss auf Gesetze haben, und sie notfalls sogar kippen kann. Wenn man nur bereit ist, sich dafür einzusetzen.