Ein Gefängnis ohne Gitter

Die Folge ist Perspektivlosigkeit. Die Jugendlichen haben keine realen Möglichkeiten, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Sie werden teilnahmslos und lustlos.
„Unsere Nerven liegen blank.“, erzählt Meryem. Viele der Betroffenen sind psychisch so am Ende, das mit Antidepressiva behandelt werden müssen. Die ständige Angst vor der Zukunft macht sie kaputt.
Von einer Duldung in einen gesicherten Aufenthaltsstatus zu kommen ist so gut wie unmöglich und die endlose Bürokratie der Ausländerbehörde erschwert diesen Weg.
„Letztes Mal musste ich acht Stunden warten bis ich an der Reihe war und konnte nicht mal auf Toilette gehen oder mir was zu Trinken holen, weil die Nummern willkürlich aufgerufen werden.“, erzählt Chander, 19, aus Afghanistan. Er saß also einen halben Tag lang auf einem ungemütlichen Stuhl im Warteraum der Ausländerbehörde, ohne Trinken und Essen, darauf wartend endlich aufgerufen zu werden.
Darf das überhaupt sein? Ein Leben in der Schwebe? Die UN-Kinderrechte gelten für geduldete Kinder in Deutschland nur unter Vorbehalt.
Meryem aber hat noch nicht aufgegeben. Seid einiger Zeit arbeitet sie bei einer Gruppe von „Jugend ohne Grenzen“ mit. Die Gruppe hat es sich zum Ziel gemacht, ein größeres Bewusstsein für „geduldete“ Menschen in der Gesellschaft zu schaffen. Dafür gehen sie unter anderem an Schulen und informieren Gleichaltrige über die Verhältnisse, in denen Gedultete leben müssen.
Auch auf Duldung lebende Jugendliche sollen dazu animiert werden, ihre Situation nicht einfach hinzunehmen, sondern für eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse zu kämpfen.

Trotzdem hat sich in Deutschland nicht viel für Menschen mit Duldung verändert. Doch Meryem will weiterkämpfen und auf die Frage, was sie sich für ihre Zukunft wünsche, antwortet sie fest: „Frei in Deutschland leben!“.

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