Was existieren für Missverständnisse?
Journalisten müssen für ihre Arbeit brennen und den Job lieben. Wenn man das nicht bedingungslos tut, wird man sich vermutlich sehr schwertun. Außerdem kommt es darauf an, wie man sich in die Redaktion einfügt. Wann bringe ich ein interessantes Thema ein? Wie mache ich das am besten? Der schlimmste Fehler eines Praktikanten ist wohl, sich in keiner Weise bemerkbar zu machen. Wir wollen Themenvorschläge, auch von Praktikanten. Sonst gehen sie nach acht Wochen aus der Tür und keiner weiß, dass überhaupt jemand da war.
Was muss ein künftiger SPIEGEL-ONLINE-Redakteur mitbringen?
Ganz klar: Man muss das Handwerkszeug ausnahmslos beherrschen. Der Ruf des SPIEGEL darf durch journalistisch falsches Verhalten nicht beschädigt werden. Außerdem sollte man offen für Neues sein und sich nicht zu sehr auf ein Thema einschießen. Man muss die Gabe haben, sich für neue Themen begeistern zu können, wenn beispielsweise das Thema die neuen Steuerpläne sind, dann muss man sich da so reinhängen als wäre es das absolute Lieblingsthema. Die Aufgabe besteht immer auch darin, den Leser davon zu überzeugen, dass gerade dieses Thema interessant ist.
Was verstehen Sie unter dem „Handwerkszeug“?
Neben der akkuraten Informationsaufarbeitung ist es der Umgang mit sämtlichen journalistischen Stilformen. Bei SPIEGEL ONLINE sind bei einigen Themen auf der Seite nur die Überschriften zu lesen. Dann müssen die Titel so genau und präzise wie möglich sein. Wo im Print gerne schöne, stilvolle und metaphorische Überschriften genommen werden, müssen wir im Bereich Online auf den Punkt kommen. Im Print kann man mit Überschriften wie „Glücklich unterm Strich“ im Zusammenspiel mit einem Bild gut arbeiten, wenn man auf der SPIEGEL-ONLINE-Site nur diese Überschrift liest, funktioniert das nicht. Ein weiterer Punkt ist die Anforderung an unsere Mitarbeiter, sich schnellstmöglich in neue Themen einzuarbeiten, damit man interessante, aktuelle Angelegenheiten von diversen Perspektiven beleuchtet.
„Grundsätzlich stellt sich die Frage: Wie passt jemand Neues in die Redaktion?“
Wie wichtig sind Praktika für angehende Journalisten?
Definitiv ist es wichtig, in diversen Verlagshäusern reinzuschauen und regelmäßig seine Schreibpraxis zu schulen. Wir legen hohen Wert darauf, wie sich die Menschen in unsere Redaktion eingliedern. Wie sehr bringt jemand neue Ideen und Inspiration in die Runde? Insofern ist die Erfahrung in Redaktionen sehr wichtig. Wir schauen aber auch darauf, junge Menschen nicht endlos in der Praktikumsschleife zu lassen. Regelmäßig habe ich Bewerbungen von Menschen, die bereits ein Volontariat hinter sich, vielleicht sogar schon in Vertretung ein Ressort geleitet haben und sich trotzdem bei uns als Praktikanten bewerben. Da müssen wir sagen: So qualifizierte Menschen können nicht mehr als Praktikanten beschäftigt werden. Wir wissen um unseren guten Ruf und dass es reizvoll ist, bei SPIEGEL ONLINE zu arbeiten, aber wir reden ständig von der „Generation Praktikum“ und da müssen wir dann auch selbst Zeichen setzen.
Abschließend: Was raten Sie jungen Menschen, die später mal bei SPIEGEL ONLINE arbeiten möchten?
Ganz einfach: Niemals aufgeben!