Alles online?

Am 11. September 2001 wurden die Vorteile des Onlinemedium fundamental deutlich.“

Gab es Ihrer Meinung nach einen Punkt in der Geschichte, ab dem Online unerlässlich wurde?

Zweifelsohne war das der 11. September 2001. Nach dem Platzen der Onlineblase im Frühjahr 2001 hatten andere Verlagshäuser den Glauben an ihre Online-Redaktionen verloren und diese teilweise radikal zusammengestrichen. Der SPIEGEL-Verlag hat aber daran festgehalten. Am 11. September 2001, als sich die Nachrichten überschlugen und Menschen weltweit nach Informationen suchten, hatten wir mit einer eingespielten, damals verhältnismäßig gut besetzten Redaktion einen riesigen Vorteil. Online konnten wir sehr schnell die neusten Informationen, aber eben zeitgleich auch wichtige und interessante Hintergrundgeschichten plus Fotos und Videos veröffentlichen. Das kann weder Radio, TV noch Print. Insofern war der 11. September mit Sicherheit ein Ereignis, an dem die immensen Stärken des Mediums Online deutlich wurden. Medien, die in so einer Krise nicht umfassend berichten konnten, wurden vom Nutzer nicht ernstgenommen.

Print steckt bekanntlich in der Krise. Was zeichnet ein gutes Printmedium aus?

Durch die zunehmende Digitalisierung ändern sich die Lesegewohnheiten. Tageszeitungen haben ein Problem, was Aktualität angeht, weil viele Informationen heutzutage sofort online veröffentlicht werden. Ein Vorteil von Zeitungen ist sicherlich, dass man sich schnell einen Überblick über die relevanten Themen verschaffen kann. Ein kurzes Aufschlagen genügt, man erkennt sofort, welche Geschichte wichtig ist: was ist das Topthema des Tages, was sind Randmeldungen. In Zeiten des Informationsüberschusses haben Zeitungen also den Vorteil, dass sie eine überschaubare Auswahl treffen.

Wird Print bald vollständig abgelöst?

Bei Tageszeitungen empfinde ich die Lage tatsächlich als kritisch. Aber eine Wochenzeitung, ein Magazin kann die Leser heute immer noch durch seine außerordentliche Qualität überzeugen. Bei der Recherchetiefe eines Wochenmagazins kann Online nur in seltenen Fällen mithalten. Am Beispiel SPIEGEL sehen wir, dass Print noch immer und sehr deutlich die Haupteinnahmequelle ist.

Der Einstieg in die Medienbranche ist heute schwieriger geworden.“

Der Einstieg in die Medienbranche ist schwierig: Wie haben Sie angefangen?

Ich war Praktikantin, Volontärin, Redakteurin, Ressortleiterin, Chefin vom Dienst, Geschäftsführende Redakteurin, jetzt bin ich stellvertretende Chefredakteurin. Heute ist der Einstig deutlich schwieriger. Es gab eine Zeit, in der wir stetig gewachsen sind – das ist inzwischen vorbei. Auch wir stellen nur noch wenige neue Redakteure ein. Bei unseren Praktikanten merken wir allerdings auch, dass einige ein falsches Bild vom Beruf Journalisten haben.

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Kategorisiert in Fischmarkt

Von Lukas Sparenborg

Seit 2012 bin ich beim FREIHAFEN. Studiere Politikwissenschaften an der Uni Hamburg und seit 2011 bin ich Textchef beim FREIHAFEN. Themenschwerpunkte sind Kultur (u.a. Poetry Slams) und Politik (was sonst?). Nebenher bin ich bei COPERNICUS e.V. Hamburg aktiv.

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