Der Pyjama-Partygag war tatsächlich einmal eine okkulte Technik zur Geisterbeschwörung. Heute, wie damals, wollen sich Menschen dem Nervenkitzel hingeben und „Geister beschwören“.
Das geht ganz einfach: Auf einen Tisch werden in Kreisform kleine Zettel mit den Buchstaben A-Z, den Zahlen 0-9, sowie den Wörtern „JA“ und „NEIN“ gelegt. In der Mitte des Kreises wird ein Glas platziert, auf das alle Teilnehmer einen Finger legen. Nach einer „Einschwingungsphase“, zur mentalen Einstellung auf die Geisterbeschwörung, wird die Frage gestellt: „Bist du da, großer Geist?“
Oh Wunder: Im Großteil aller Fälle wird sich das Glas tatsächlich Richtung „JA“ bewegen. Doch hat man nun wirklich einen Geist beschwört?
Wir enttäuschen nur ungern, aber: Nein. Schuld ist der so genannte Carpenter-Effekt. Er bezeichnet, dass sich die Gedanken- und Gefühlswelt eines Menschen unmittelbar auf die Muskelbewegung auswirken kann – völlig unbemerkt.
Die Teilnehmer hegen im Unterbewusstsein die Hoffnung, dass sich das Glas tatsächlich bewegt und schieben es unbewusst in Richtung „JA“. Das Ausführen im Dunkeln oder bei Kerzenschein zur Geisterstunde, verstärkt die unheimliche Atmosphäre und die Erwartung tatsächlich einen Geist befragen zu können.
Auch weitere Antworten des „Geistes“ kommen auf diese Art zustande. Sie spiegeln die unbewusste, oder verdrängte, Meinung der Gruppe wieder.
Trotz, oder gerade wegen seiner guten Erforschung, entfacht Gläserrücken eine ziemliche Kontroverse. Die einen erklären es für kompletten Unsinn, während andere davon überzeugt sind, man könne sich beim Gläserrücken einen bösen Geist einfangen. Mittels „persönlicher“ Erfahrungsberichte wird dies im Internet beschwört. Einige Beispiele sind Texte, in denen berichtet wird, dass wie von Geisterhand alle Kerzen im Raum plötzlich ausgegangen sind, oder ein Geist einen Telefonanruf erfolgreich vorhergesagt haben soll. Bei diesen Geschichten kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass sie das Produkt eines fantasievollen Teenagers sind.
Doch Vorsicht: Allein der Gedanke, man habe es mit einem Geist zu tun, kann bei sensiblen Menschen Ängste, Verfolgungswahn bis hin zu Psychosen auslösen. In Extremfällen könnte Gläserrücken sogar zum Tode führen. Wenn einer der Teilnehmer zum Beispiel nach seinem Todesdatum fragt und eine Antwort erhält, die in naher Zukunft liegt, kann allein die Angst davor das Risiko für Herzinfarkte um ein Vielfaches steigern.
Dieser Effekt der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ kann auch bei anderen, harmloseren Antworten, die die Zukunft betreffen auftreten.
Die schon lange im Raum stehende Frage, ob Geister existieren, klärt die wissenschaftliche Enttarnung des Gläserrückens jedoch nicht. Es beweist nur: Die Geister des Gläserrückens sind nur die eigenen. Der große Geist, das bist du.