Zwischen grauen Hochhäusern und dem Wilhelmsburger Bahnhof treffen wir auf eine junge Frau mit Kinderwagen. Die 31-jährige Pamela und ihre Tochter Ylvie sind auf dem Weg nach Hause und nehmen uns gerne dorthin mit. Wir gehen ein gutes Stück zu Fuß, bringen noch schnell den Glasmüll weg und hören uns an, was Pamela uns alles bereitwillig von sich erzählt: Sie arbeitet als Ökotrophologin und beschäftigt sich mit Lebensmittelberatung und landwirtschaftlichen Konzepten. Diesen Beruf kann sie zu ihrer Zufriedenheit zu Hause ausüben und sich somit gleichzeitig um ihre 1 ½-jährige Tochter kümmern.
Wir kommen schließlich bei einem weißen Häuschen in einem eigensinnigen Garten an. Im Haus treffen wir auf Nicolai, Pamelas Mann und Ylvies Vater, der hinter seinem Schreibtisch sitzt, welcher mit Fotoapparat, dazugehörigen Utensilien und Papierkram übersät ist. Der 36-jährige ist der wohl einzige festangestellte Fotograf der Stadt Hamburg und das künstlerische Chaos gehört zu seinem Job. Neben seinem Beruf kümmert sich der selbsternannte Hausmeister um sämtliche Reparatur- und Renovierungsarbeiten im Haus. Stolz zeigt er uns das Badezimmer, dass er kürzlich neu gefliest und mit warmen Farben eingerichtet hat – „ Boah ey, voll das Loch“, ruft Pamela als Kommentar zu dem alten schwarzgefliesten Badezimmer. Desweiteren wird uns das ebenfalls eigenhändig renovierte Wohnzimmer gezeigt. Eine Fläche von freigelegtem Mauerwerk anstelle des hellen Putzes zeugt von dem beträchtlichen Alter des Hauses. Zufrieden lässt sich Nicolai auf das Sofa fallen: „Das ist unser Fernseher“, sagt er schmunzelnd und deutet auf ein großes Fenster, das den Blick in den Garten ermöglicht. Der bietet einiges: Äpfel, Pflaumen, Brombeeren, Kirschen, Himbeeren, Birnen und viele Kräuter sind noch längst nicht alles, und Nicolai träumt davon, noch mehr Gemüse anbauen zu können um den Speiseplan seiner Familie zu bereichern.
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Das Haus wurde 1912 erbaut. Nicolai und sein Bruder sind hier aufgewachsen und haben das Haus von ihrem Vater übernommen. „Das hier war mal ein Bauernhof“, erzählt uns Nicolai, als er uns auf die Terrasse führt. Ein alter Schuppen zeugt noch von vergangenen Tagen. Nicolai fühlt sich hier sichtbar wohl. Er erzählt uns von einem alten Keller, in dem er als Kind Gruselfilme gemacht hat.
Genauso wie Nicolai kann sich auch seine Oma nicht von diesem Haus trennen. Sie wohnt im oberen Stock in einer WG mit einem Referendar und einer jungen Frau. Als wir zur Oma, die von der kleinen Ylvie Tick-Tack-Oma genannt wird (es ist ihre Uroma), hoch gehen, erzählt diese uns, wie wohl sie sich in ihrer Wohngemeinschaft fühlt. Sie und ihre viel jüngeren Mitbewohner erziehen sich gegenseitig, erzählt sie. „Die jungen Menschen bewahren mich davor, dass ich schusselig werde“, sagt sie, als sie uns ihr kleines Reich zeigt. Die enge Freundschaft, die diese Menschen zweier so verschiedener Generationen verbindet, erstaunt uns.
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Während unseres Rundganges durch das Haus wuselt ständig die kleine Ylvie zwischen uns herum und rundet das Bild einer friedlichen, besonderen Familie in einem besonderen Haus ab. Wir können uns nur schwer von allen diesen Eindrücken und diesen herzlichen Menschen trennen. Danke, dass wir mit zu euch nach Hause kommen durften!