David M. hat nichts gestohlen, keinem Menschen Gewalt angetan oder andere Straftaten begannen. Alles was er wollte, war eine neue Heimat. Nun ist er tot. Der Siebzehnjährige hat sich während der Abschiebehaft in Hamburg erhängt. Der aus Georgien stammende Jugendliche ist ohne Erziehungsberechtigte über Polen nach Deutschland eingereist.
Vor seinem Tod, hatte er sich geweigert Nahrung aufzunehmen: Aus diesem Grund wurde er am 25. Februar ins Zentralkrankenhaus der Untersuchungshaftanstalt verlegt wurde. Nach Meinung der Aufseher soll Davids Verhalten nicht auf einen Suizid hingewiesen haben.
Am 9. März fand seinetwegen eine spontane Demo durch die Innenstadt Hamburgs statt. Einige hundert Menschen fanden sich zusammen, um David M. zu gedenken, aber auch, um generell gegen Abschiebung zu demonstrieren. Lautstark ließen die Demonstranten ihrer Wut freien Lauf. Jugendliche, egal ob „legal“ oder „illegal“, sollten mit Würde und Nachsicht behandelt werden. Die Behörden befürchteten dennoch, dass David untertauchen würde. Wäre das doch nur passiert.

Wie ein lästiges Paketstück sollte der Georgier nach Polen abgeschoben werden. Dort hatte er bereits Asyl beantragt. Dann wäre er das Problem der polnischen Behörden gewesen.
Bereits im Dezember 2009 demonstrierten in Bremen tausende Menschen anlässlich der Innenministerkonferenz gegen die drohende Abschiebung von ca. 15.000 bis 20.000 Roma zurück in den Kosovo. Unter ihnen waren auch viele Kinder und Jugendliche, die in Deutschland geboren wurden oder schon seit Jahren hier leben. Der Kosovo sei angeblich wieder sicher für sie, so die Bundesregierung. Dass die Roma im Kosovo gesellschaftlich isoliert und regelmäßig gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt sind, wurde nicht berücksichtigt. Neben der fast 90-prozentigen Arbeitslosigkeit der Roma sind die Auffangcamps in katastrophalem Zustand. Trinkwasser und Boden sind in vielen Camps verseucht. Zwar wurde auf der Innenministerkonferenz beschlossen die drohenden Abschiebungen erst einmal um zwei Jahre zu vertagen, dennoch ist dies auch eher eine unbefriedigender Aufschub der wirklichen Entscheidung. Zudem ist es erschreckend, dass die Bundesregierung die Probleme der Roma im Kosovo nicht berücksichtigte.
Nach dem Teilerfolg des vergangenen Jahres, als Christa Goetsch, die Bildungssenatorin Hamburgs, versicherte, dass auch Kindern ohne Aufenthaltspapiere die Teilnahme am Schulunterricht ermöglich werde müsste, ist der Tod von David M. ein herber Rückschlag.
Dieser Vorfall zeigt nur, unter welchen psychischem Druck sich Menschen befinden, die Angst vor einer Abschiebung haben oder eine neue Heimat suchen. Gerade junge Menschen müssen mit großer Sorgfalt behandelt werden, denn kein Mensch ist illegal.
FOTO: Andreas Hopfgarten