FREIHAFEN: Wo bewegen sich Hamburgs Skater?
Christopher: Die zwei populärsten „Disziplinen“ sind das Befahren von Rampen (Transition) und das Fahren im allgemeinen Stadtgebiet (Street). Obwohl zurzeit allerorts Skateanlagen wie Pilze aus dem Boden schießen, gibt es für Transitionfahrer in Hamburg nicht mal eine Hand voll ernstzunehmender Skateanlagen.
Woran liegt das?
Den beauftragten Bauherren fehlt es meistens an Know-how und viele Anlagen werden bereits fehlerhaft geplant. Mit einem viel zu hohen Kostenaufwand werden Anlagen einfach aus dem Katalog bestellt, um dann in einer miserablen Anordnung auf einem Stück Asphalt zu verweilen. Manchmal ist diese Bestückung so ungünstig, dass der Skatepark kinetisch gar nicht befahrbar ist.
Was passiert, wenn man im Stadtgebiet unterwegs ist?
In Sachen Street werden den Skatern immer mehr Plätze zum Skaten genommen. Dies geschieht entweder durch Verbote oder durch das Anbringen von sogenannten Skatestoppern* an strategisch wichtigen Flächen. Die zwei Bekanntesten waren der Jungfernstieg und die Magellan-Terrassen. Sobald man auf Städtearchitektur zurückgreift, wird man von Sicherheitspersonal oder übereifrigen Anwohnern verjagt.
Was möchte euer Verein dagegen unternehmen?
Neben dem Ziel, eine Kommunikationsschnittstelle zwischen Skatern und Vertretern der öffentlichen Hand zu gewährleisten, die Kompetenzen der Skater allen zur Verfügung zu stellen
und Informationsbedürftigen zur Seite zu stehen, möchten wir natürlich Skatestandorte erschließen
und optimieren.
Was veranlasste dich einen Skateboardverein zu gründen?
Ich wollte das Motto „von Skatern, für Skater“ richtig und strukturiert umsetzen. Die Idee, einen Verein zu gründen, hatten schon viele vor mir, aber ohne dieses Motto dabei aus den Augen zu verlieren tat dies in Hamburg bislang noch keiner.
Warum? Ist es schwer Skater in einem Verein unterzubringen?
Skater sind Selbstgänger und wollen sich eigentlich keiner Gruppierung anschließen. Doch als ich vom Mit-Initiator der Skateanlage für Rissen und dem Adjutanten für Bildung und Sport um Hilfe gebeten wurde, haben wir uns zu einem Gründungsteam zusammen geschlossen, um Hamburgs Skatern eine dauerhafte Plattform zu bieten.
Ist der Verein ausschließlich für Skater?
Sicherlich ist der Verein für Skater gedacht, aber da es sich hierbei auch um eine Interessengemeinschaft handelt, sind ebenso all die willkommen, die den Skatern Hamburgs den Rücken stärken wollen.
Gab es Probleme bei der Gründung?
Da es sich bei unserem Spagat zwischen Jugendsport und politischem Engagement um Pionierarbeit handelt, mussten wir unsere Satzung komplett selber gestalten. Er hat nun fast ein Jahr gekostet, die Satzung fertig zu stellen und mit dem Finanzamt abzustimmen. Man darf nicht vergessen, dass wir nach wie vor Laien in der Politik und im Vereinswesen sind – da kann eine gute Vorbereitung eben mal ein bisschen dauern
Wie funktioniert der Verein?
Im Prinzip funktioniert der Verein so wie eine Regierung eigentlich funktionieren sollte. Der Vorstand trifft grundlegende Entscheidungen und führt die Geschäfte. Jedes Mitglied hat die Möglichkeit Entscheidungen des Vorstandes zu beeinflussen. Der Vorstand besteht aus großen Namen der Hamburger Skateboardlobby.
Wie finanziert ihr euch?
Wir führen im Grunde verwaltungsähnliche Tätigkeiten durch, daher sind die Betriebskosten
nicht sehr hoch. Trotzdem müssen Mitglieder bis 16 Jahren einen Jahresbeitrag von 10 Euro und
Mitglieder ab 16 Jahren Vereinsbeiträge in Höhe von 20 Euro zu zahlen, um allgemein anfallende
Umlagen des Vereins zu decken.
Habt ihr einen festen Sitz?
Nein, die Geschäftsstelle wird bei mir zu Hause sein. Aber unser Sitz ist das gesamte Stadtgebiet.
www.myspace.com/skateboardverein_hamburg/
*Skatestopper sind Metallnupsis, die in oder an Kanten angebracht werden und das Rumrutschen erschweren oder unmöglich machen.