„Ich bin schwul!“ – ein Satz den viele Männer vielleicht sagen würden, aber aufgrund der Intoleranz unserer Gesellschaft nicht sagen können. Der Satz scheint so leicht, aber der Schein täuscht leider.
Egal ob in der Schule, im Berufsleben oder in unserem Volkssport Fußball – überall ist die Männerliebe verschrien und wird eher als Beleidigung verwendet: „Du Schwuchtel“ oder „Gaaaay“ oder „Bist du schwul?“ sind alles negativ behaftete Ausrufe, die es einem Homosexuellen schwer machen sich seiner Umwelt zu öffnen. Wir sprechen immer davon, dass wir im 21. Jahrhundert leben, aber in so mancher Hinsicht weiß man nicht so recht, was das bedeuten soll. Im Berufsleben muss man mit Konsequenzen rechnen, bis hin zur Kündigung, nur weil man homosexuell ist. In der Schule wird man aus der „Gruppe“ ausgeschlossen und muss mit Mobbingattacken rechnen. Im Fußball sinkt aufgrund der Sexualität, um es mal überspitzt zu formulieren, der Marktwert des Spielers und Angebote von Vereinen bleiben aus. Was daran falsch ist, muss man nicht weiter erörtern. Das 21. Jahrhundert scheint seinen eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden und läuft einem Weltbild hinterher, das es nur aufmalt, aber nicht in die Realität umsetzt.
Fußball verantwortlich für Homophobie?
Das 21. Jahrhundert bringt viel Potenzial mit für Veränderungen, aber der Ansatz ist bekanntlich das Schwierigste. Ein Ansatz wäre zum Beispiel der Fußball, der in Deutschland als Nationalsport gilt und große Popularität genießt. In keinem anderen Umfeld findet man so viele Menschen, die als Vorbilder für unsere Jugend dienen. Egal ob Phillip Lahm, Rafael van der Vaart, Marco Reus oder Mesut Özil, alle sind Vorbilder und Personen zu denen aufgesehen wird. Sie haben eine unfassbare Strahlkraft und einen erheblichen Einfluss auf unsere Jugend, die ihnen nacheifert. Genau aus diesem Grund ist der Fußball eine der wichtigsten Instanzen zur Verbesserung des Verständnisses für die Homosexualität. Seine Popularität und mediale Präsenz, vor allem in Deutschland, ist einzigartig und muss daher genutzt werden, um die Homosexualität in unserer Gesellschaft zu integrieren. Der Slogan „Integration gelingt spielend.“ der Mitbürgern mit Migrationshintergrund helfen soll sich im Fußball zu integrieren, zeigt, dass der Fußball eine geeignete und geübte Fläche für integrative Projekte ist. Warum also nicht auch für die Homosexualität nutzen? Der Fußball steht in der Verantwortung bei diesem Thema hellhörig werden, da Homosexualität im Fußball schon seit Jahren ein Thema ist, aber eher verschwiegen wird. Eine offene Debatte hilft Jugendlichen, zu ihren Fußballidolen aufschauen – und das nicht nur im sportlichen Sinne.
Ein erster Schritt
Ein heranwachsender Mensch hat es schwer seine eigenen Gedanken zu so einem sensiblen Thema zu entwickeln, wenn von außen eine relativ gängige, altersbedingte Homophobie besteht. Thomas Hitzlsperger hat den Schritt an die Öffentlichkeit dennoch gewagt. Er steht zu seiner Homosexualität und will damit als Beispiel für viele andere vorangehen. Doch wie interpretiert man den Zeitpunkt seines Outings? Wieso erst nach seinem Karriereende? Warum hat er es nicht während seiner aktiven Zeit getan? Diese Fragen relativieren Hitzlspergers Bekenntnis zur Homosexualität im Bezug auf „Outing im Profisport“und es wird ihm vorgeworfen, beabsichtigt Konsequenzen aus dem Weg gegangen zu sein. Für aktive Spieler ist es schwieriger , da sie ihre Karriere mit einem öffentlichen Bekenntnis auf Spiel setzen und nicht medial zum Helden, wie jetzt Hitzlsperger, gekürt würden. Dennoch ist Hitzlsperger den richtigen Weg gegangen, indem er sich öffentlich für die Homosexualität einsetzt und für seine Akzeptanz in der Gesellschaft plädiert. Homosexualität und Heterosexualität müssen koexistieren können. Homosexualität muss anerkannt sein und Homophobie muss genauso wie Rassismus abgelehnt werden. Schwul sein darf nicht länger als Beleidigung gelten und der Mut zum Outing darf nicht länger mit Missachtung und Abwendung gestraft werden. Ein Homosexueller muss sich nicht der Gesellschaft outen, wir als Gesellschaft müssen uns den Homosexuellen gegenüber öffnen.
FOTO: Elvert Barnes / flickr.com (CC BY-SA 2.0)