Ein vereinzelter Klappstuhl in einer dunklen, einsamen Ecke. Im Hintergrund drei Personen, die hin und wieder ein paar Worte wechseln, die Lachen, ihren Blick in die Mitte einer riesigen Halle richten. Auf dem Stuhl: Ein Mann. Groß, schlank, Föhnwelle. Er trägt einen Anzug, entsprechende Schuhe, hat die Arme verschränkt.
Alexander von der Groeben scheint an den heutigen Boxkämpfen nur mäßig interessiert, wirkt lustlos, genervt gar. Sein Klappstuhl steht in einem abgesperrten Bereich am Rande der „O2 World“.
Wir befinden uns bei der „Universum Champignons Night“, dem letzten der Universum Boxkämpfe, der vom ZDF übertragen wird.
Die Leute im Rücken von der Groebens sind vermutlich seine Assistenten. Im Gegensatz zu ihm wirken sie fast euphorisch. Alexander von der Groeben zeigt jedenfalls deutlich, wie gerne er den Abend des 31. Juli in der „O2 World“ verbringt. Zwischen seinen Arbeitseinsätzen fläzt er sich auf diesen einen mickrigen Stuhl lässt seine Beine schlaff zu beiden Seiten driften und lehnt sich weit möglichst zurück. Das mag stutzig machen, – will man sie denn nicht verfolgen, diese Kämpfe? Ist es nicht furchtbar aufregend, als Moderator von so einem Ereignis live zu berichten? Nun ja, rein sportiv gesehen ist die Veranstaltung ein Erfolg. Zbik kann sich mit einem Sieg nach Punkten in Richtung Amerika orientieren, Alexander Dimitrenko wurde zum Europameister gekürt und Jack Culcay tat sich gar mit einem technischen K.O. seines Gegners hervor. Doch eines war neben aller Boxkunst deutlich zu vermissen – Glamour!
Die Arena war zur Hälfte verhangen und trotzdem auffallend leer. Selbst während der Kämpfe brach man zur „Kippenpause“ auf oder „machte sich mal eben frisch“ und nicht wenige verließen das Gelände sogar ganz und gar.
Als von der Groeben einen letzten Bericht aus Hamburg sendet, die Uhr zeigt inzwischen zehn nach zwölf, ist der Ort des Geschehens vollkommen verwaist. Hinter dem Boxmoderator ist am Samstag alles wie leer gefegt. Kein Stuhl ist besetzt, und auch von der Groebens Feierabend rückt in greifbare Nähe.
Woran hat sie nun gelegen, diese Leere? Sind die Hamburger nicht am Boxsport interessiert, oder geht es mit Universum tatsächlich bergab? Werden bald auch die letzten der hochkarätigen Boxer den Traditionsstall verlassen, um der medialen Verlockung nachzugehen und weiterhin telegene Präsenz zu zeigen? Wird die Show Drumherum bald wichtiger, als der Kampf an sich, oder kann sich sportliche Leistung schlussendlich doch noch durchsetzten? Der Dinge harren, Geduld beweisen und im Zweifel ein wenig beten – so lautet die Devise. Denn eine ambitionierte Großstadt wie Hamburg, kann auf erstklassigen Sport auf keinen Fall verzichten.
FOTO: Norbert Nowozin