Die fünfzehnjährige Alex, ist auf der Suche nach ihrer Identität. Sie befindet sich mitten in der Pubertät, so wie alle anderen Jugendlichen ihres Alters. Alex beginnt damit ihre eigene Gefühlswelt zu erforschen, doch bei den ersten Interessen für das „andere Geschlecht“ wird sie mit einem Problem konfrontiert: Sie muss sich nicht nur ihrer eigenen sexuelle Orientierung bewusst werden, sondern auch ihre Rolle verstehen: Alex leidet unter AGS, „Adrenogenital Syndrom“. Ihre inneren Geschlechtsorgane sind weiblichen und die äußeren männlichen Geschlechts. Als ein Chirurg und dessen Sohn in das am Meer gelegene Haus von Alex und ihrer Familie zu Besuch kommen, gerät Alex in neue ungeahnte Situationen.
Ein gewagtes und bisher wohl nicht in dieser Offenheit präsentiertes Thema, steht im Mittelpunkt von Lucia Puenzos erstem Spielfilm. XXY ist kein dokumentarischer Film, der ein Krankheitsbild vermittelt. Vielmehr wurde darauf Wert gelegt das seelische Befinden von Alex und ihrem Umfeld darzustellen. Der Handlungsstrang ist dabei auf wenige, teils vorhersehbare Ereignisse reduziert und auch Dialoge fallen eher minimal aus. Dennoch behandelt der Film viele Aspekte und Fragen, die einen Außenstehenden zu diesem Thema interessieren würden, wie zum Beispiel die Reaktion der Eltern auf Alex‘ Umgang mit ihrer Krankheit.
Der Zuschauer schwelgt in dem Gefühl der Sicherheit hier eine wortwörtlich „nackte“ Wahrheit zu erfahren. „Nackt“, weil das Thema ohne Hemmungen, ohne Versteckspiel und ohne Überzeichnung, oder gar voyeuristischem Charakter behandelt wird. Ines Feron (Alex) weiß auch ohne viele Worte große Emotionen zu zeigen und vermag sich in diesen durchaus eigenartigen Charakter tief hineinzuversetzen.
Die Tatsache, dass der Film eine durchaus dünne Handlungsdichte besitzt, gibt dem Zuschauer die Möglichkeit sich auf jede neue Schwierigkeit und Problemlage von Alex neu einzustellen und somit das Für und Wider im Zwiespalt selbst abzuwägen. Für Interessierte genau die richtige Methode, für Unterhaltungssuchende ein starker Kritikpunkt. XXY macht nichts falsch und vieles richtig. Popcorntüte beiseite stellen und sich auf ungewohnte Thematik einstellen – dann wird aus dem Kinobesuch ein Erlebnis.