Kann man musikalisch Metall, Jazz und Rap vereinen? LeFly können es und machen es seit zehn Jahren erfolgreich. Ihre Musik findet immer mehr Anhänger und Phillip Schmidt, Rapper von LeFly, gibt Einblicke in die Band und ihre Story.
FREIHAFEN: Phillip, du bist als Rapper bei LeFly neben Metallern und Jazzlern, musst deinen Musikstil durchsetzen und mit den anderen Bandmitgliedern kombinieren, wie schwer fällt das?
Phillip Schmidt: Es ist auf jeden Fall schwierig und immer eine neue Herausforderung, aber genau das macht LeFly auch irgendwie aus. Unsere Musik lebt auch von der Unterschiedlichkeit und es ist geil, dass wir so viele Musikrichtungen abdecken.
„Auch Leute aus Harvestehude können unsere Musik feiern“
LeFly identifiziert sich extrem stark mit dem Stadtteil St. Pauli, bringt das nicht die Gefahr sich von anderen abzugrenzen oder kann man euch auch mögen, wenn man aus Harvestehude kommt?
Klar haben wir eine hohe Identifikation mit dem Stadtteil St. Pauli und wir sind Paulianer, das soll ruhig jeder wissen. Trotzdem können uns auch Leute aus Harvestehude oder sonst wo mögen, wenn sie unsere Musik feiern (lacht).
Wie ist es mit dir selber? wie bist du zu LeFly gekommen?
Auf jeden Fall wegen meines Vaters, der selbst Musiker ist. Bei ihm durfte ich schon früher an die Instrumente und mich ausprobieren. Dem Schlagzeuger über die Schulter zu gucken und den Gitarristen zu beobachten, hat mich bestimmt in diese Richtung gebracht. Früher hab‘ ich auch schon im Sandkasten die Schaufel als Gitarre benutzt und mit den anderen Kindern Band gespielt.
Aber ist der ganze Stress nicht manchmal eine Last?
Ja, es ist schon manchmal hart und manchmal hat man auch keinen Bock auf gewisse Dinge, aber wir alle machen das ja, weil wir es lieben und uns dafür entschieden haben. Das eigene Label haben wir zum Beispiel damit wir auf eigenen Beinen stehen.
Ihr habt durch eure Eigenständigkeit und eure beliebte Musik ein großes und immer größer werdendes Publikum. Dadurch habt auch ihr selbst an Größe gewonnen. Würdet ihr sagen ihr habt euer Ziel erreicht?
Nein, keinesfalls haben wir das Ziel schon erreicht, wir sitzen ja jetzt hier und nicht in Rio (lacht). Noch wollen wir nicht hin, sonst müssten wir uns ja auflösen wie man weiß. Nah dran fühlen wir uns nur durch Kui, der hier den brasilianischen Flair versprüht, aber die Tickets für Rio hat er glaube ich noch nicht gebucht (schmunzelt).
Kui ist einer der neuen in der Band mit Habichtjunge, sodass ihr jetzt eine sechsköpfige Truppe seid. Wächst die Band noch weiter oder seid ihr jetzt vollzählig?
Das ist nicht ganz richtig, wir sind mittlerweile zehn Leute auf der Bühne mit unseren neuen Percussionisten. Hinter der Bühne agieren auch noch Leute, also wir sind mehr als sechs und ein ständig wachsender Haufen.
Das Mysterium Affenmann
Euer ältestes Mitglied ist der Affenmann. Was genau hat es mit dem Affenmann auf sich, der eine Art Maskottchen darstellt, ein eigenes Lied von euch gewidmet bekommen hat und euch auf euren Konzerten begleitet?
Der Affenmann ist keinesfalls ein Maskottchen, er ist viel mehr als das! Er ist sowas wie der Bandvater, der Bandgeist. Er holt uns runter, wenn wir zu hoch fliegen, er macht unsere Promotionsarbeit, er hängt Plakate da auf, wo kein normaler Mensch hinkommt. Der Affenmann ist unser Bandvater und wir sind sehr froh, dass er uns damals gefunden hat.
Fußballbandstempel durch Aufstiegshymne?
Eure große Popularität, die ihr über die Jahre aufgebaut habt, kommt zu einem großen Teil auch von eurer Aufstiegshymne von 2010, die ihr dem FC St. Pauli gewidmet habt. Was hat sich dadurch für euch geändert?
Ja, was hat sich dadurch geändert? Eigentlich nicht viel, außer dass wir halt einen Fußballbandstempel haben. Aber daran sind wir auch selbst schuld (lacht).
Fußballbandstempel?
Ja, durch unseren Auftritt beim Hafengeburtstag, wo wir den Song zum ersten Mal vor 70000 Menschen gespielt haben, haben wir halt den ungeliebten Fußballbandstempel erhalten. Aber geil ist, dass wir jetzt Kontakte zum Verein haben und manche Spieler unsere Konzerte besuchen.
Abgesehen vom Fußballbandstempel, was macht euch als LeFly so besonders oder unterscheidet euch von anderen Bands?
Auf jeden Fall unsere Vielfältigkeit an Musikgeschmäckern, die wir immer wieder auf‘s Neue zu vereinen versuchen. Wenn man sich zum Beispiel Kraftklub ansieht, sieht man, dass sie sich klar orientiert haben und alles mehr oder weniger gleich klingt. Bei uns ist das eben nicht so.
Neues Album kommt 2015
Wie sieht es bei euch mit einem neuen Album aus, dass sich ja dann nach „St. Pauli Tanzmusik“ und „Grüß dich doch erstmal“ als drittes Album einreihen würde?
Ja genau richtig, nächstes Jahr gibt’s zum Zehnjährigen unser neues Album und das wird dann auch das Beste (lacht). Das sagt man irgendwie über jedes, aber das wird auf jeden Fall richtig gut werden. Enttäuschte Gesichter wird es nicht geben.
Guter artikel. Schön das sich auch mal jemand um kleinere, weniger berühmte Bands kümmert. Weiter so!