Gehasst von den einen, geliebt von den anderen: Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das Paradebeispiel einer polarisierenden Nation. Kaum ein Thema ist in sämtlichen Gesprächsrunden dieser Welt so präsent, selten ist es ähnlich heikel einer Sache positiv gegenüberzustehen. Allgemeiner Konsens scheint zu sein, dass George W. Bush dem Ruf seines Vaterlandes enorm geschadet hat. Nun soll Barack Obama den Karren aus dem Dreck ziehen, die ganze Welt von „seinem“ Land begeistern. Pünktlich zu dessen Einjährigem kommt ein Film in die Kinos. Ein deutscher Film, mit deutschen Hauptdarstellern, von einem deutschen Drehbuchautor. Ein Film über zwei Ossis nach dem Mauerfall. Ein Film, der dem zwanzigjährigen Jubiläum des Regimesturzes Tribut zollen soll. Doch dieser Film ist alles andere als deutsch. Er ist amerikanisch – in bester Art und Weise.
Veit (Friedrich Mücke) und Tom (Matthias Schweighöfer) sind die allerbesten Freunde. Als 1989 endlich die Mauer fällt, will Veit nach San Francisco reisen, um seinen Vater kennenzulernen, der damals kurz vor Errichtung der Mauer floh. Das einzige Lebenszeichen sind alljährliche Geburtstagskarten aus Amerika, die immer genau an Veits Ehrentag in ein und demselben Postamt abgestempelt sind. In drei Wochen hat Veit wieder Geburtstag und möchte dann unbedingt eben dort auf seinen Vater treffen. Tom hat davon keine Ahnung, doch für ihn steht fest: Eine Reise zum westlichsten Punkt der Erde lässt er sich auf keinen Fall entgehen. Und so beginnt ihr erstes gemeinsames Abenteuer. Die beiden haben aber ein Problem: Das Begrüßungsgeld reicht nur bis New York.
„Friendship“ ist, so deutsch seine Voraussetzungen auch sind, vor allem ein Film über Amerika. Über Amerika, wie es damals war, wie es einst gesehen wurde, wie man es einst liebte. Die Vereinigten Staaten standen für Freiheit, Chancenreichtum und für ein unglaublich intensives Lebensgefühl. Ein Lebensgefühl, welches auch Veit und Tom auskosten.
Mit „Friendship“ ist es Oliver Ziegenbalg („1 ½ Ritter“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“) gelungen, eine Geschichte niederzuschreiben, die zwar sämtliche Klischees aufgreift, aber dennoch nicht übertreibt. Amerika wird in diesem Film weder Unrecht getan, noch wird es unnötig glorifiziert. Gezeigt werden: Liebenswürdigkeit, Herzlichkeit, Offenheit, Wärme aber auch Schlichtheit des Gemüts, Engstirnigkeit, Intoleranz und Ignoranz. Die Tatsache, dass der Film zu großen Teilen in Amerika gedreht wurde und dass alle amerikanischen Charaktere von Landsmännern gespielt werden, schafft zudem eine erstaunliche Authentizität. Dem angenehmen Klang des typischen Akzentes lauschend, erfährt man nicht nur eine Menge über Land und Leute sondern natürlich auch über Freundschaft.
Matthias Schweighöfer („Keinohrhasen“), welcher von vornherein als Idealbesetzung des Tom galt, überzeugt durch seine naive, zuweilen gar niedliche Interpretation der Rolle. Friedrich Mückes erwachsene und abgeklärte Spielweise hingegen wirkt oft fehl am Platz. Die Rolle des Veit, der ja aus relativ ernstem Antrieb heraus den Ozean überquert, lässt Mücke jedoch keine Freiheit zur gelasseneren Darstellung seiner Figur. Das erhoffte Wiedersehen mit dem Vater scheint allerdings lediglich eine eilig herbei gewurschtelte Erklärung für den Aufbruch nach Amerika zu sein und ist vor allem eines: Überflüssig. Sie zieht den Film unnötig in die Länge und lenkt von der Grundstimmung ab. „Friendship“ überzeugt vielmehr durch unaufgeregten Witz, „echte“ Momente und nicht zuletzt durch die Rolle des Tom, der eine perfekte Umsetzung des weltreisenden Ossis darstellt. Dies scheinen auch die Macher selbst erkannt zu haben, weswegen die Vater-Sohn Geschichte eher im Hintergrund steht. Fraglich bleibt, warum sie überhaupt auftaucht. Und dennoch: Schaut man über dieses Manko hinweg, bleibt eine herzerwärmende Komödie, die man während der Vorstellung nach und nach zu schätzen lernt. Fazit: Über langgezogene Momente hinwegsehen und den Rest genießen. Viel Spaß!