Scharen von Kindern, frisch zubereitete Fleischbällchen und gratis Popcorn für alle – stimmt hier etwas nicht? Als ich zu dem neuen „Sony Pictures“ Animationsfilm „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ erscheine, wird schnell klar: Diese Veranstaltung ist eindeutig auf Kinder ausgelegt. Und auch ich habe ein Exemplar dabei, denn schließlich hieß es ausdrücklich, das Mitbringen solcher wäre durchaus erwünscht.
Die nächsten 90 Minuten zeigen: Die kinderfreundliche Atmosphäre hält, was sie verspricht. „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ist seit langem mal wieder ein Kinderfilm, der ein solcher sein darf. Hat man bei „Ice Age“, „Findet Nemo“ oder dergleichen stets versucht die komplette Bevölkerung zu unterhalten, scheint der Animationsfilm sich nun wieder auf seine Wurzeln zu besinnen. Endlich konzentriert man sich wieder auf die ursprüngliche Zielgruppe, anstatt Kinderfilme erwachsenentauglich zu machen, um Eltern kinowillig zu stimmen. Ob es allerdings wertvoll ist, schon Kindern unter sechs Jahren eine Kinosparte zu widmen, scheint außer Acht gelassen. „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ soll „ohne Altersbeschränkung“anlaufen. Doch zum Inhalt:
Im Mittelpunkt des Filmes steht der etwas unbeholfene Alleingänger Flint Lockwood, der seit frühester Kindheit an zahlreichen Erfindungen bastelt. Bisher ist ihm allerdings weder der Durchbruch als weltberühmter Wissenschaftler noch der Absprung ins wahre Leben geglückt.. Flint ist arbeitslos, hat keine Freunde und verbringt Tagein Tagaus in seinem selbsterbauten Versuchslabor. Als es ihm schließlich doch gelingt etwas zustande zu bringen, namentlich, Wasser in Essen zu wandeln, möchte er das natürlich der ganzen Stadt zeigen, was jedoch in einem einzigen Desaster endet. Flints Maschine gerät außer Kontrolle und katapultiert sich in die Weiten des Himmels. Die Stadt und insbesondere der ehrgeizige Bürgermeister sind empört, doch dann geschieht das Unglaubliche: Es fängt an Essen zu regnen und Flint ist mit einem Mal Held der Stadt. Dies verkehrt sich jedoch abrupt, als die Gier der Bürger Flints Maschine überlastet und es zu Essensunwettern apokalyptischen Ausmaßes kommt. Nun liegt es an Flint und seiner neu gewonnen Freundin, der Wetterfee Sam, die Situation in letzter Sekunde zu klären.
Klar, guckt man sich diesen Film an, muss man zwangsläufig akzeptieren, dass das Regnen von Essen, Teil der erschaffenen Realität ist, dennoch möchte ich sagen: Die Geschichte lässt an einigen Stellen etwas Logik vermissen. Zudem ist es schade, dass der Wandel, den die Charaktere bestreiten oft etwas unglaubwürdig, da unvermittelt ist, welches die Geschichte aller Tiefgründigkeit beraubt. Nichtsdestotrotz versucht man sich bei diesem Film mit Kritik an der Gesellschaft, wenn auch eher verhalten. So wird beispielsweise bemängelt, dass wissbegierige, äußerlich eher unscheinbare, Kinder in Außenseiterpositionen geraten oder das die Gesellschaft generell viel zu oberflächlich ist. Ob diese Kritik allerdings zu den Kindern durchdringt ist ungewiss und auch das Verwenden mehrerer Anglizismen macht stuzig. So ist es doch recht unwahrscheinlich, dass die Zielgruppe den Begriff „Nerd“ kennt und einordnen kann, schwappte dieser schließlich erst kürzlich
aus den Staaten zu uns herüber. Schlussendlich spielt dies vermutlich aber keine große Rolle, da es vom Objekt der Begierde – dem kleinen Zuschauer – nicht weiter bemerkt wird. Im Gedächtnis bleiben wohl hauptsächlich tanzende Gummibärchen, Spaghettitornados und Wackelpuddingschlösser. Meine neunjährige Cousine jedenfalls war nach dem Film schon mitten in der Planung, Toastbrotschiffe nachzubauen, um ihren Meerschweinchen ein unvergessliches Segelerlebnis zu bescheren. Die tanzenden, kopflosen Hähnchen, welche ich als äußerst geschmacklos empfand, haben allerdings auch sie irritiert und werden ganz bestimmt noch länger in ihrem Kopf umhergeistern.
Mein Resümee: Unter Umständen verdanken wir „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ein Wiedererlangen klarer Altersgrenzen in der Kinowelt, einen wertvollen Kinderfilm reicher sind wir leider nicht. Vielmehr wird eine Abart unserer Gesellschaft offenbar. Burger die vom Himmel regnen? Eindeutig der Gipfel des Konsumüberflusses. Ob hinter dem Film nun ein verzweifelter Gesellschaftskritiker steht, oder ob man die Gelüste unserer Jüngsten gerade zu ausgenutzt hat, bleibt offen.