Eine Ode an die Schadenfreude

„Es ist leichter einen Atomkern zu spalten, als ein Vorurteil.“ Schon Albert Einstein hat es gewusst: Jemanden eines Besseren zu belehren kann eine ziemlich knifflige Aufgabe sein. Daher ist es umso bezeichnender, dass ich diesmal nur allzu gerne meine eigene kleine Welt ein wenig modifiziert habe. Auslöser des Ganzen: Er hat mir gefallen, der neue – Achtung – komplett animierte Film von Universal Pictures „Ich – Einfach unverbesserlich“. Und wer hätte das gedacht? Da ich doch eine Verfechterin des Habtischen, eine Liebhaberin wahrer Schauspieler bin. Befürchtet, hatte ich einen Film, der vor allem gedreht wurde, um auf der 3D Welle mitzuschwimmen und allenfalls Kleinkinder begeistern könnte. Nun aber darf ich sagen: Universal Pictures triumphiert eindeutig über Konkurrent Sony und lindert ein wenig meine „post-Wolkig-mit-Aussicht-auf-Fleischbällchen-Schmerzen“. Gru, der sich selbst gerne als furchterregenden Bösewicht charakterisiert, ist empört. Ein Grünfrosch der Schurkenbranche, der im Übrigen das perfekte Abbild eines Versagers darstellt, hat doch tatsächlich den bisher größten Diebstahl der Menschheit vollbracht: Vector hat die Pyramide von Gizeh gestohlen und durch eine aufblasbare Attrappe ersetzt. Um den angekratzten Stolz wieder auf Hochglanz zu polieren, plant unser Titelheld, so darf man ihn wirklich nennen, einen ganz außergewöhnlich größenwahnsinnigen Coup: Er will den Mond in seinen Besitz bringen und somit alles bisher existierende Übel in den Schatten stellen. Der monströsen Ausmaße des begehrten Objektes geschuldet, ist es zunächst allerdings unbedingt erforderlich einen Schrumpfstrahler zu ergaunern – eine Aufgabe die Gru nicht ganz freiwillig zum Adoptivvater dreier entzückender Mädchen macht, die ihm nach und nach sein wahres ‚Ich’ entlocken können. „Ich – einfach unverbesserlich“ ist in der Tat, was der Titel vorgibt. Voller Selbstironie, Schadenfreude, Sarkasmus und kritischem Humor weiß er ein erwachsenes Publikum zu begeistern. Ein animierter Film der mühelos in den „Ice Age – Findet Nemo – Olymp aufsteigen kann und wird. Endlich darf man wieder herzhaft lachen. Endlich wird ein Urinstinkt des Menschen befriedigt. Eine wohlige Wärme breitet sich aus, wenn es ordentlich Anlass zur Schadenfreude gibt. Denn Gru ist nicht einfach böse. Eine adäquate Bezeichnung ist vielmehr „fies“. Egal was er tut, anfänglich schaut jede seiner Handlungen doch immer nach einer netten Geste aus, bis es dann die „rechte Gerade“ gibt – hervorragend. Doch nicht nur Produzent Chris Meledandris kann durch seinen speziellen Witz überzeugen. Auch die deutschen Kollegen haben sich bei der Auswahl der Synchronstimmen profiliert. Wiederum allen Erwartungen zum Trotz passt Jan Delays Stimme wunderbar zu seiner Filmfigur, was maßgeblich an dessen Interpretation liegt. Der Zuschauer wird nicht etwa durch monotones Quäken geplagt, sondern bekommt dies dezent, man möchte sagen, in perfekter Dosis geliefert. Ach ja, und um in diese Richtung etwas Milde walten zu lassen: An einigen Stellen ist man dann doch ganz heimlich von den noch nicht vollkommen zur Gewohnheit gewordenen 3D-Effekten verzückt.

FOTO: © 2009 Universal Studios. ALL RIGHTS RESERVED.

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