P(last)ik – Eine globale Belastung

Wie lange benutze ich eine Plastiktüte und greife ich immer zu verpackter Ware, die dann im Müll landet? Unser Plastik-Fußabdruck auf der Welt wird immer größer und wir sollten uns endlich verantwortlich fühlen, denn die Folgen sind nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar.

Jährlich werden 600.000.000.000 Plastikbeutel hergestellt und weggeworfen. Ein kleiner Anteil von der weltweiten Plastikherstellung: 200 Millionen Tonnen Plastik im Jahr werden für den täglichen Verbrauch produziert. Davon ein Viertel für die Europäer. Laut einer Studie von Plastic Europe führt Deutschland mit 11,5 Millionen Tonnen den Verbrauch an – Tendenz steigend.

25 Minuten für eine Plastiktüte

Ein Leben ohne Plastik ist in der heutigen Zeit kaum vorstellbar. Die extrem flexiblen Eigenschaften von Plastik machen das möglich. Plastik, umgangssprachlich für Kunststoff, kann so hart wie Stahl sein, aber leichter, und so klar wie Glas, nur nicht so zerbrechlich. Der enorme Härtegrad, die Bruchfestigkeit, Elastizität und chemische sowie Temperaturbeständigkeit machen Plastik zu einem unersetzlichen Gut. Und damit auch zu einem unerträglichen, denn Plastik verrottet nicht. Im Schnitt wird ein Plastikbeutel 25 Minuten genutzt, bis zu 500 Jahren dauert jedoch der Zersetzungsprozess.

Meere voll Müll

Der World Wide Fund For Nature (WWF) hat herausgefunden, dass in jedem Quadratmeter der Weltozeane bis zu 46.000 kleine Plastikteile, genannt Mikroplastik, treiben. Eine Folge der Unachtsamkeit des Menschen. Der Mensch produziert Müll und geht nicht immer fürsorglich damit um. Weltweit werden in jeder Stunde rund 675 Tonnen Müll direkt in Meer geworfen, die Hälfte davon ist Plastik. Das entspricht einem Jahreswert von 5,9 Millionen Tonnen, die über Flüsse und Kanäle in die Ozeane gelangen. Das Ausmaß der Folgen lässt sich nicht aufhalten.

Nicht nur die Meeressäuger und Seevögel sterben qualvoll und stranden vor unseren Augen an den Küsten mit einem Mageninhalt von bis zu 98 Prozent Plastik, sondern auch auf den Weiten der Ozeane, fern von allem menschlichen Leben, werden die dramatischen Dimensionen spürbar.

Das „North Pacific Gyre“ ist ein Abfallkarussell – ein seit 60 Jahren bestehendes Gebilde aus Vulkangesteinen, Korallenfragmenten, Sandkörnern und geschmolzenen Kunststoffen, das mittlerweile zweimal so groß wie der US-Bundesstaat Texas ist. Mitte 2014 wurde dieser gigantische Müllwirbel südöstlich von Hawaii entdeckt. Durch die im Uhrzeigersinn drehenden Meeresströmungen des Pazifiks werden die Abfälle der nord- und südamerikanischen sowie asiatischen Küsten immer weiter auf den Ozean getrieben und sammeln sich im Zentrum des Wirbels. Mindestens drei Millionen Tonnen Plastikmüll sollen darin rotieren, schätzen Meeresforscher, und der Wirbel wächst unbeobachtet weiter.

Selbst wenn die Menschheit morgen damit aufhören würde, Plastik zu produzieren, hätte das wenig positive Auswirkungen. Die vielen Tonnen, die bislang in die Ozeane gelangt sind, werden noch Jahrhunderte mit den Strömungen um die Welt treiben.

Pläne und Verbesserungen

Vor zwanzig Jahren hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ein globales Aktionsprogramm gestartet, das die Meere vor menschlichen Aktivitäten und Eingriffen schützen soll. Die sogenannte Honolulu-Strategie stärkt die internationale Zusammenarbeit und schlägt Maßnahmen vor, die Vermüllung der Ozeane bis 2030 zu stoppen. Wenn das überhaupt noch möglich ist. Die deutsche Nordseeinsel Mellum, nahe Wilhelmshaven, ist ein trauriges Beispiel.

Auf Mellum leben keine Menschen und es gibt keine Touristen. Ergo: Es wird dort weder Müll produziert, noch entsorgt. Dennoch lassen sich über 700 Teile Müll auf 100 Meter Strand finden, davon 75 Prozent Plastik. Das ist ein eindeutiger Indikator für die Verschmutzung der Nordsee.

Plastik-Fußabdrücke für den Ozean

Die Elbe fließt direkt in die Nordsee und dient somit als einer der vielen Müllzubringer. Landabfälle wie Zigarettenstumpen, Q-Tips, Verpackungen, Tüten und PET-Flaschen werden von den Besuchern des Elbstrands vergessen und finden ihren Weg in die Ozeane über den Fluss. Ein Großteil des Elbstrands besteht bereits aus kleinsten Plastikkügelchen, die durch die Nahrungskette am Ende in den menschlichen Organismus gelangen.

Die einfachste und effektivste Lösung für dieses Problem ist, den eigenen Müll mitzunehmen. Dr. Onno Groß, promovierter Meeresbiologe und Vorsitzender der Meeresschutzorganisation Deepwave e.V., rät zur Müllvermeidungsstrategie: „Wir hinterlassen einen Plastik-Fußabdruck im Ozean, für den wir uns endlich verantwortlich fühlen müssen. Wenn jeder Strandbesucher seinen Müll wieder mitnimmt, ist den Ozeanen und seinen Bewohnern bereits geholfen.“

Einmal im Jahr findet der „Deepwave-Müllsammeltag“ statt. In zwei bis drei Stunden sammeln freiwillige Helfer die Abfälle ein, um zu verhindern, dass sie ihre Wege in den Ozean finden. Hinzu kommt der stetige Betrieb des Hamburger Hafens und dem damit verbundenen regelmäßigen Besuch großer container- und Frachtschiffen, die abfallähnliche Strandgüter wie von Bord verlorene Planen oder Styropor ans Ufer schwemmen. Hamburger räumen auf „Man hat sich das Problem des Plastikmülls in der Vergangenheit nicht richtig bewusst gemacht“, weiß Dr. Onno Groß und rät, das eigene Verhalten und den Konsum von Plastik so zu ändern, um bereits in den Anfängen Plastikmüll zu verhindern.

Die Abfallstatistik der letzten drei Jahre zeigt, dass die Hausmüllmengen der Hamburger zurückgehen. In 2011 hat ein Einwohner 240,6 Kilo Hausmüll produziert, nun sind es jährlich nur noch 226,1 Kilo. Auch die Kunststoffanteile im Hausmüll werden weniger und liegen aktuell bei einem Wert von 17,2 Kilo pro Einwohner im Jahr (minus drei Kilo zum Vorjahr).

Ein positiver Trend, für den sich besonders die Stadt Hamburg verstärkt einsetzen möchte. Mit dem neuen Projekt „Waste Watcher“ schickt Hamburg seit dem 1. Oktober zehn Mitarbeiter der Stadtreinigung auf die Straßen. Sie sollen auf die Unachtsamkeit aufmerksam machen und verhindern, dass die Hamburger Bürgerinnen und Bürger ihren Müll nicht richtig entsorgen. Gezielt sprechen die „Waste Watcher“ Müllverursacher an und klären sie über die Verschmutzung und den neuen Bußgeldkatalog auf. Hier wird Vorsorge betrieben und nicht Geld gefordert. Denn sollte jemand dabei erwischt werden, eine Zigarettenschachtel unachtsam wegzuwerfen, kann dies mit bis zu 150 Euro belangt werden, früher lag die Höchstgrenze bei 70 Euro. Mit dieser Aufklärungsaktion wünscht sich die Stadt Hamburg, die stark belasteten Grünanlagen der Innenstadt-Bereiche wieder sauber zu halten.

Freiwillige Helfer können die Hamburger Stadtreinigung bei der großen Frühjahrsputzaktion „Hamburg räumt auf!“ unterstützen. Mehr als 50.000 Teilnehmer sammeln jedes Jahr den Müll von den Straßen und helfen, die Wege sauber zu halten. Auch Unterwasser, denn im letzten Jahr gab es die erste Aufräumaktion mit Tauchern. Und die brachten nicht nur alte Stiefel, sondern auch Fahrräder, Reifen, Kanister und sogar ein Motorrad an die Oberfläche. So kommen die unterschiedlichsten Gruppen zusammen, um gründlich zu reinigen und die seit 1998 bestehende Erfolgsstory weiter voranzubringen.

reduce – reuse

Mit solchen Aktionen soll das Bewusstsein der Menschen gestärkt werden. Die Hoffnung bleibt, dass alle sich mit dem Thema beschäftigen und besonders ihr eigenes Verhalten ändern und in ihren Alltag involvieren.

Es gibt viele Ideen für die Zukunft. Unter dem Motto „Reduce – Reuse“ soll das Bewusstsein für Recycling und somit das Verhindern von zu viel Abfall gestärkt werden. Der Jutebeutel ist der erste Schritt in diese Richtung, schließlich ersetzt er den Plastikbeutel. Warum nicht auch die eigene Tasse mit zu Starbucks bringen und auf den Plastikbecher verzichten? Dr. Onno Groß rät, das eigene Einkaufverhalten zu überdenken und in Plastik verpackte Lebensmittel links liegen zu lassen. Die Ware frisch kaufen und im Jute-Beutel nach Hause bringen ist der einfachste Weg, Plastikabfälle nicht entstehen zu lassen.

Ein Leben ohne Plastik ist in der heutigen Zeit kaum vorstellbar. Ein Leben mit weniger Plastik durchaus. Hier sind die fünf einfachsten Wege, den Plastikkonsum zu reduzieren und nachhaltig zu leben:

  • Nutzt statt Einwegflaschen die „Mehrweg“-Variante. Diese können bis zu 60mal wieder befüllt werden.
  • Vermeidet typische Wegwerfartikel wie Feuerzeug oder Kugelschreiber. Mittlerweile lassen sich diese durch auffüllbare Produkte ersetzen.
  • Greift nicht immer zu den verpackten Produkten, sondern kauft öfter lose Ware.
  • Kleine Plastikbeutel, die für Obst- und Gemüseeinkauf im Supermarkt bereitliegen müsst ihr nicht gleich wegwerfen. Kosmetik- und Abfalleimer im Bad haben die optimale Größe, um dafür die gebrauchten Plastikbeutel als Müllbeutel zu verwenden.
  • Gebt den Plastiktüten den Korb und nehmt den Jutebeutel für die Besorgungen.

Mehr Informationen zu Hamburger Aufräumaktionen und wie ihr Euch für „Hamburg räumt auf“ anmelden könnt findet ihr auf der Homepage: www.hamburg-raeumt-auf.de.

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Von Sina-Felicitas Wende

"Schreibe wie du redest, so schreibst du schön." (Lessing) Moin, moin! Mein Sommermärchen 2014 neben dem Weltmeistertitel?! Ganz klar: Die Mitarbeit beim Hamburger Freihafen. Seit Juni darf ich hier meine bunten Gedanken und Ideen für Euch veröffentlichen. Beruflich bleibe ich die Hamburger Deern und lerne beim NDR alles über AV-Produktionen. Stay tuned! ;-)

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