Möchtest du das Datum deines Todes wissen? Nein. Und doch gibt es Menschen, die dieses Schicksal leben. Eine enorme Belastung – nicht nur für einen selbst. Wie es dennoch gelingt, sich selbst zu entlasten und die letzten Tage des eigenen Lebens zu genießen, zeigen unsere Beispiele.
Thea Henderson ist 21 Jahre alt als sie erfährt, dass ihr Vater nur noch vier Wochen zu leben hat. Ein normaler Besuch beim Arzt aufgrund leichter Bauchschmerzen wird zum Schock für die ganze Familie. Der Vater, Frank Henderson (60) hat Krebs – überall. Es bleiben nur wenige Wochen für ihn, die er gemeinsam mit seinen Kindern und Enkelkindern verbringen kann. Trotz dieser erschreckenden Diagnose wird ihm schnell bewusst, dass er seine ganzen Pläne für die Zukunft in nur einem Monat erleben kann.
Er schreibt seine ganz persönliche Bucket List. Die Bucket List enthält Wünsche und Aufgaben, die man selbst noch tun und erleben muss, bevor man sprichwörtlich den Löffel abgibt.
Entlastung: Familie
Die gesamte Familie kommt zusammen und erlebt Momente, die Frank wie eine Ewigkeit vorkommen sollen. Nur für ihn werden Wünsche wahr. So passiert es, dass die gesamte Straße der Hendersons bereits im September Weihnachten feiert, Lichterketten aufhängt und den Tannenbaum schmückt. Die gesamte Nachbarschaft macht mit und zeigt Frank damit ihre Unterstützung und Liebe.
Entlastung: Liebe
Franks Liebe für seine Tochter Thea zeigt er ihr mit einem Hochzeits-Fotoshooting. Nächstes Jahr im Sommer wird sie ihren Verlobten das Ja-Wort geben – Frank wird nicht anwesend sein. Also schenkt er ihr in seinen letzten Wochen, den Gang zum Altar und den ersten Tanz. Thea trägt ihr Hochzeitskleid und Frank einen feinen Anzug. Es entstehen Bilder des Glücks, der Freude und der Trauer. Es fließen Tränen, auch bei Frank. Er weint vor Glück und hat sich damit einen großen Wunsch erfüllt.
Entlastung: Egoismus
Die Geschichte der Hendersons ging um die Welt. Von überall kamen Rückmeldungen und Danksagungen von Leuten, die so stark inspiriert wurden und Frank als Idol für ihre eigenen letzten Schritte ansehen. Genau das wollte Frank erreichen. Die Menschen auf der Welt sollen lernen, Momente mit ihrer Familie zu erleben und nur Dinge zu tun, die sie auch wirklich tun möchten.
Entlastung: Lebenswille
Ein unbeschreiblicher Lebenswille und unendlich viel Kraft begleiten claudia Kotter in der schwersten Zeit ihres Lebens. Sie war sieben Jahre alt als bei ihr die Autoimmunkrankheit Sklerodermie diagnostiziert wurde. Ihr Zustand verschlimmerte sich von Jahr zu Jahr bis nur noch eine Lungentransplantation ihr Leben retten konnte.
Vier lange Jahre musste Claudia auf eine neue Lunge warten. Eine enorme Belastung. Doch sie entlastete sich selbst und gründete den Verein „Junge Helden“ – und hat damit eine Aufgabe für sich gefunden. Anstatt zu moralisieren, hat sie mit ihrem Verein den liberalen Umgang mit dem Thema Organspende geebnet. Ihre letzten vier Jahre nach der Transplantation lebte Claudia noch intensiver als je zuvor.
Entlastung: Träume
Die Krankheit rückt in den Hintergrund. Man findet die Freude im Leben wieder und verliert sich nicht im Selbstmitleid. Denn genau das kann zum Verhängnis werden. Plötzlich kennt man den Tag des eigenen Todes. Ohne die Unterstützung der Familie und Freunde wird die letzte verbleibende Zeit zu Last – zur letzten Last, die man tragen muss. Im Film „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freeman wird die Bucket List – wie bei Frank – zur Entlastung. Die zwei Darsteller verwirklichen ihre Träume. Sie vergessen das tiefe Loch, in das sie gefallen wären, hätten sie die Diagnose als Feind und nicht als Chance angesehen. Frei nach Claudias lebensbejahendem Grundgedanken: „Das Leben findet jetzt statt, man kann es nicht verschieben.“
Mehr zum Verein „Junge Helden“ unter www.junge-helden.org