Erst waren es Zweifel. Dann war es Depression.
So begannen die Gerüchte zu brodeln. Ich kannte die Wahrheit. Schließlich telefonierte ich mehrmals in der Woche mit Dana. Dass die anderen Schüler über sie herzogen, ließ sie natürlich nicht kalt. Dana fiel mehr und mehr in Selbstzweifel, bis sie schließlich depressiv wurde. Ungern ließ sie jemanden an sich heran. Unsere Treffen wurden weniger. Wenn wir uns mal trafen, ähnelten unsere Verabredungen eher einer Trauerveranstaltung. Irgendwann habe ich Dana auf meiner Bahnfahrt ganz verloren. Ich gehöre zu den anderen, die fragen, ob es „dieser Dana“ mittlerweile besser ginge. Die Antwort von den wenigen Menschen, die noch Kontakt zu ihr haben: Nein. Während alte Schulfreunde und ich also eine Station nach der anderen hinter uns lassen, ist Dana bereits bei ihrer persönlichen Endstation angekommen.
Natürlich verpassen nicht nur kranke Menschen den richtigen Moment, auszusteigen. Auch vollkommen gesunde Menschen finden nicht immer die Station, an die sie gelangen möchten. Grund dafür ist, dass wir manchmal selbst nicht genau wissen, was wir wollen. So fahren nicht bloß zahlreiche andere Reisende mit uns, sondern ebenfalls bohrende Fragen, die man sich nur selbst beantworten kann. „Ist der Studiengang wirklich der richtige für mich?“ könnte eine solche Frage beispielsweise lauten. Wir fürchten uns davor, Fehlentscheidungen zu erkennen und diese zu berichtigen. Anstatt auszusteigen und mit einem anderen Zug weiterzufahren, bleiben wir sitzen und beklagen uns über den herrschenden Zustand.
Wir sollten uns häufiger trauen, einen Blick aus dem Zug zu werfen und andere Möglichkeiten zu erkennen, die uns glücklicher machen könnten und nicht ewig das Gefühl haben, etwas zu verpassen.