Gehört der Islam zu Deutschland? Eine Diskussion im KörberForum

Während über die erste Frage ausführlich gestritten wurde, blieb die Frage, was „der Islam“  denn überhaupt ist, ungeklärt. Lediglich Aiman Mazyek und Dieter Wiefelspütz wiesen darauf hin, dass es „den Islam“ genauso wenig gibt wie „das Christentum“. Trotzdem führte Günther Beckstein immer wieder Beispiele aus dem radikal-islamischen Fundamentalismus an, wie die Einführung der Scharia oder die Unterdrückung der Frauen im Islam, um zu zeigen, dass diese Religion zur Zeit nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Trotz der Beteuerungen von Aiman Mazyek, dass diese Probleme keineswegs Probleme des Islams, sondern einer radikalen Auslegung  seien, die nicht von der Mehrheit der Muslime geteilt wird, griff Beckstein vor allem das Thema Scharia immer wieder auf. Dafür wurde er von Aiman Mazyek und Dieter Wiefelspütz heftig kritisiert. „Instrumentalisieren Sie nicht die fundamentalistische Lesart des Islam!“, forderte Mazyek von Beckstein.
Trotzdem kam die Diskussion immer wieder auf emotionale und besonders empfindliche Themen wie Islamismus und Terrorismus zurück. Verstärkt wurde diese Schwerpunktsetzung durch das Verhalten des Publikums, das gerade bei solchen Themen seine Zustimmung oder Ablehnung stark zum Ausdruck brachte.
Kerstin Rosenow-Williams wurde für die Behauptung, dass alle großen islamischen Dachverbände in Deutschland verfassungstreu seien, ausgelacht. Später zog eine Zuhörerin sogar die Wissenschaftlichkeit der Doktorarbeit von Frau Rosenow-Williams in Zweifel. Im Hinblick auf die grundsätzlich misstrauische Haltung gegenüber dem Islam in Deutschland sprach die Soziologin davon, dass „es eine polarisierte Meinung gibt in Deutschland, die nach den Terroranschlägen von 2001 ziemlich negativ eingestellt war gegenüber islamischen Verbänden“. Diese negative Einstellung wurde von Wiefelspütz scharf verurteilt: „Ich finde es einen fundamentalen Fehler und im Grunde auch menschenverachtend, wenn ich einer große Weltreligion, die sich als mein Nachbar darstellt, von vorne herein mit einem Sicherheitsvorbehalt ‚Ihr seid potenzielle Terroristen!‘ begegne.“

Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass die Diskussion um die Rolle der deutschen Islamverbände „emotional einige Etagen tiefer“ geführt werden müsste, wie Günther Beckstein sagte. Doch eine „entspannte Diskussion auf Augenhöhe und ohne Ausgrenzung und Vorbehalte“, wie Kerstin Rosenow-Williams sie sich wünschte, war an diesem Abend nicht möglich. Eine Empfehlung, wie man mit den Islamverbänden weiterhin umgehen sollte, gab es dann aber doch: „Man darf jetzt nicht aufhören und sagen: ‚Jetzt hatten wir zweimal die Islamkonferenz und das war’s!'“, plädierte Kerstin Rosenow-Williams am Ende der hitzigen  Diskussion um die Rolle des Islams und der islamischen Dachverbände in Deutschland.

Die ganze Diskussion gibt es zum Nachsehen und Nachhören bei der Körber-Stiftung.
FOTO: Körber-Stiftung/Claudia Höhne

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