Wo liegt eigentlich Europa?

Für mich ist das so eine Sache mit Europa. Natürlich würde ich immer von mir behaupten ich sei Europäer. Doch eigentlich stimmt das nicht. Gut, ich lebe hier im Zentrum dessen was im Allgemeinen unter Europa verstanden wird, doch bin ich weiter weg als es den Anschein hat. Das liegt bestimmt daran, dass ich das Klischee erfülle und nicht sonderlich an Politik oder Wirtschaft interessiert bin. Wahrscheinlich ist Europa heute eher dort zu finden als in meinem unpolitischen Leben.

Und um ehrlich zu sein, möchte ich Europa auch gar nicht suchen. Denn wenn es wirklich eher für Gesetzt und Handel wichtig ist so werde ich Europa nie kennen lernen.

Auf meinen Reisen durch diesen Kontinent habe ich sehr viele Mensche getroffen und noch mehr mit ihnen beredet. Aber ich sprach immer als deutscher, nicht als Europäer. Und mein gegenüber war immer ein Spanier, Franzose, Italiener, Däne, Engländer, Österreicher oder Niederländer. Wir wussten beide um unsere Zugehörigkeit zu Europa und zur Europäischen Union, aber wir wussten auch um unsere Zugehörigkeit zur Menschheit.
Mit diesen Menschen haben mich oft viele Dinge verbunden, aber hätte man uns gefragt, wäre Europäer zu sein das letzte worauf wir gekommen wären.

Worauf ich hinaus will ist, dass eine substanzielle Identität fehlt. Das muss nicht schlecht sein, aber für ein gemeinsames Europa, dem sich alle zugehörig fühlen unabdingbar. Sonst bleibt es strikt bei Nationalstaaten.

Europa braucht einen gemeinsamer Traum – oder einen gemeinsamer Feind. Sonst besteht diese Union nur auf dem Papier.

Deshalb behaupte ich, dass es das Europa von dem heut so gerne gesprochen wird noch gar nicht gibt. Natürlich beeinflussen mich die EU Gesetzte und Richtlinien, aber Gesetzte und Richtlinien werden immer gemacht. Und verschiedenste Meinungen die wiederum die Gesetzte und Richtlinien beeinflussen gibt, gab und wird es immer geben. Egal ob in Hamburg, Deutschland oder Europa.

Es ist ja ganz nett, dass man innerhalb der EU keinen Reisepass mehr braucht, aber wann hat ein Pass einen Reisewilligen schon vom Reisen abgehalten?
Schneller, internationaler Kontakt und Reisemöglichkeiten sind keineswegs Errungenschaften der EU sondern Folgen der kulturellen Evolution. Die Union passt sich lediglich an. Das ist zu begrüßen, aber nicht zu bewundern.
Folgerichtig bleibt nun die Frage nach der Zukunft die zwar unwichtig ist aber bei Belangen die so viele Menschen betreffen nicht außen vor gelassen werden darf.

Was geschieht jetzt mit uns?
Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass Menschenrechte, Demokratie und Freiheit zu stärken wünschen- und strebenswert, doch zu wenig ist um so viele verschiedene Menschen zu einen. In nicht allzu ferner Zukunft braucht Europa eine Vision, einen konkreten Traum wenn es zusammen wachsen möchte. Ideen, wie dies geschehen soll ohne dabei regionale und nationale Besonderheiten zu vernachlässigen, denn nicht nur in der Biologie entsteht das Beste immer aus einer möglichst großen Vielfalt!

Und ich weiß auch, was zu tun ist. Jetzt geht es darum für uns und irgendwann für unsere Kinder eine Vision von Europa zu kreieren, damit eines Tages alle Europäer Grund und Stolz haben zu sagen: „Ich bin Europäer!“

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