Viele meiner Freunde kommen zu mir und fragen panikartig nach Rezepten, weil sie Jahrestage, Geburtstage oder sonstiges vergessen haben. Ich male mir die Situation jedes mal genau aus: Laut Murphy’s Gesetz wird die Freundin an diesem Tag besonders schlecht gelaunt gewesen sein. Zickenterror im Büro oder ein nerviger Dozent können so mancher Freundin wirklich den Tag verderben. Es gibt nichts auf der Welt, das sie nun so aufmuntern könnte wie der Freund zu Hause, der großspurig versprochen hat, heute was zu kochen. Der Ärger ist natürlich vorprogrammiert, die meisten meiner Freunde sind nicht gerade die geborenen Köche. Meine Antwort auf dringliche Rezeptfragen ist aufgrund dessen nie ein bestimmtes Rezept, sondern das nächstbessere Restaurant! Kochen, zumindest nichtprofessionelles Kochen und vor allem für jemanden, den man mag, ist eine aufwendige Sache. Dies auf den letzten Drücker zu tun, kann nur den Untergang bedeuten, schließlich will man auch nicht, dass man aus Druck etwas Schlechtes auftischt.
Warum also nicht das Essen von Luigi machen lassen und es zu Hause aufwärmen? Ist man dabei geschickt, fliegt die Sache auch nicht auf. Doch Vorsicht! Ein gutes Essen reicht hier bei weitem nicht als Ablenkungsmanöver. Zu gutem Essen gehört auch immer guter Wein (der teuerste Wein im Supermarkt muss kein guter sein). Die Korrespondenz zwischen Essen und Wein ist im Prinzip eine Wissenschaft für sich. Doch wenn man auf diesem Feld gut navigiert, gibt es immer den einen oder anderen Vorteil. Im Folgenden also Weintips zu bestimmten Gerichten.
Weißweine:
Riesling
Der Riesling kann als König der Weißweine bezeichnet werden, solange es um die Korrespondenz mit Essen geht. Früher weitesgehend dem Fisch zugeordnet, reichen heute prinzipiell zwei gute Rieslinge aus, um ein gutes Essen etwas zu veredeln. Durch die großen Variationsmöglichkeiten bei diesem Wein, findet man für jeden Gang etwas passendes. Dies kann von einem trockenen Kabinett bis zu einem süßlichen Spätlese reichen. Besonders prädestiniert sind Rieslinge für asiatisches Essen.
Grauburgunder
Geht es in die etwas deftigere Richtung, Steaks, Braten oder eine Foie Gras wird meistens ein Rotwein empfohlen. Weißweinfanatiker kommen mit einem Grauburgunder jedoch ebenfalls voll auf ihre Kosten. Durch seinen säurearmen Geschmack und einem etwas stärkeren Alkoholgehalt bietet ein Grauburgunder eine gute Alternative zu einem schweren Rotwein und ist nach dem Essen auch ein guter Aperetif.
Sauvignon Blanc
Geht es um leichte, grüne Sommerkost, wilden Spargel etwa, empfiehlt sich ein Sauvignon Blanc. Leicht und unbeschwert wie der Sommer selbst, verleiht ein etwas würzigerer Sauvignon Blanc dem Essen noch mehr Qualität. Auch für warme Sommerabende auf der Terrasse ist dieser Wein durchaus zu empfehlen. Durch seine Leichtigkeit kann der Abend auch ruhig bleiben und der Kater am nächsten Tag ist bei guten Weinen ohnehin nicht vorhanden.
Empfehlungen
Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Tung hat seine Seele der Weinindustrie verkauft! So ist es vielleicht, aber vor allem für unten aufgeführte Weißweine war es das Wert. Die Weine gibt es bei jedem besseren Weinhändler zu kaufen und kosten nicht die Welt. Bei dieser Gelegenheit muss ich auch einen Dank an meinen Weinhändler Uli vom Frankfurter Weingarten aussprechen, der mir in dieser Ausgabe mit Rat und Tat zur Seite stand. Rotweinfetischisten müssen sich übrigens leider noch bis nach der Sommerpause gedulden, aber ich kann jetzt schon sagen, dass sich das Warten lohnt.
Weingut Zilliken, Butterfly (Riesling). Halbtrocken. 2007. (Mosel-Saar-Ruwer)
Weingut Dönnhoff, Riesling Q.b.A. Trocken. 2007. (Nahe)
Weingut Dönnhoff, Grauburgunder. Trocken. 2007. (Nahe)
Weingut Sauer, Sauvignon Blanc. Trocken. 2006. (Pfalz) (Bio Winzer!)