Coffeeshops sind ohne Frage eine Modeerscheinung – In sämtlichen Städten an fast jeder Ecke vertreten, bieten Starbucks, Balzac und Co. den Kaffeegenuss für die Generation Globalisierung. Wo ist der individuelle Charme Hamburgs und so vieler anderer Städte geblieben, wenn sich alles vereinheitlicht? Auf der ganzen Welt verbreiten sich die Mode-, Fast-Food und nun sogar Kaffeeketten.
Heutzutage trifft man sich nicht mehr im kleinen Café nebenan. Man plaudert auch nicht mehr im eigenen Garten bei einer leckeren Tasse Kaffee oder Tee über den neuesten Klatsch und Tratsch der Umgebung. Heute muss alles größer, schicker und moderner sein. Gemütliche Sofaecken und ein gar überkreatives Ambiente im amerikanischen 20er Jahre Stil locken mittlerweile sogar die hartgesottenen Biertrinker in die auf der ganzen Welt bekannten Coffeeshops.
Während deine Bestellung aufgenommen wird, stehen bereits sowohl die Maschine als auch der Mensch hinter dieser unter Volldampf, um dein Getränk so schnell fertig zu stellen, dass du es bestenfalls direkt nach dem Bezahlen auffangen kannst. Auch darf nicht das im gesamten Café verfügbare Wlan fehlen, das dem Image der Multitaskinggesellschaft die Kirsche auf die Sahne setzt. Wenn du schließlich an der Kasse gefragt wirst, ob du deinen Iced White Caffè Mocha mit einem ´extra shot` möchtest, betrittst du die Ebene der Reichen und Schönen, oder derer, die gern welche wären. – Wem gefällt das nicht? Geschäftsleute mit dem Laptop auf dem Schoß, den „Mocha- Sahne- Chai- Etwas“ in der einen, das Handy in der anderen Hand bilden den Gegenpool zu den Teenagern, die nicht älter als 13 sind, jedoch geschminkt wie 28 und sich starke Espressokreationen zum mitnehmen bestellen, um auf der belebten Straße aufzufallen und besonders erwachsen zu wirken.
Angekommen an deinem weinroten Flauschsessel wird das warme Ambiente gebrochen durch gehetzte, durch den Laden schreiende Barista und Kellner, die versuchen, den Ansturm von noch viel gestressteren Menschen als ihnen zu bewältigen. Eine entspannte Atmosphäre sieht anders aus.
Wo sind die charmanten Straßencafés geblieben, die den Kaffee noch beim Namen nennen und denselben mit einem leckeren, hausgemachten Stück Kuchen servieren? Wo sind die Nachmittage geblieben, an denen man sich mit seiner besten Freundin bei einer schönen Tasse Tee im Lieblingsbecher über den neuesten Herzschmerz austauscht? In der „Fast- Drink“- Kette gehen diese Gespräche leider unter- sie werden oberflächlicher unter den anonymen, nur sich selbst darstellenden Dialogen der möchtegern- High Society.
Aus der besinnlichen, herrlich- duftenden Kaffeekultur von früher ist eine Kultur der Mega-Coffee-Ketten entstanden, die der Philosophie eines Fastfood Unternehmens gleicht.
Mein Fazit: Ich treffe mich gern mit Freunden in angesagten Läden, aber meine heiße Schokolade trinke ich dann doch lieber mit Milch, als mit aufgebrühtem Wasser aus dem neuesten Kaffeevollautomaten.
Foto: Sebastian Schroeder