Der Geheimtipp hatte sich in Hamburg offensichtlich noch nicht herumgesprochen: Mehr als 30 Besucher kamen am 8.02.2011 nämlich nicht in den Grünen Jäger, wo das Konzert von Hesta Prynn stattfand. Manch einer mag sich vielleicht noch an die drei Frauen von Northern State erinnern. 2008 kamen sie als Tour-Support von Tegan and Sara nach Hamburg. Ein provokanter Auftritt zwischen Hip-Hop und Rock, der im Gedächtnis bleibt. Doch noch im selben Jahr trennte sich die Gruppe. Während die anderen zwei Mitglieder keine Musik mehr machen, entschied sich Hesta Prynn Solopfade zu beschreiten. Ihre Musik ist weitaus elektronischer, als noch zu Northern State Zeiten. Auf ihrer Europatour machte sie nun Halt in Hamburg, um ihre im Sommer 2010 erschienene EP „Can We Go Wrong“ und ihre neue Single „Turn It Gold“ vorzustellen. Als erstes kamen aber „Lion of Ido“ die Bühne. Eine Vorband, die sich sehen und hören lassen konnte. Auch vor wenig Publikum spielten sie eine professionelle Show mit viel Engagement. Die Musik der vier Jungs und der rothaarigen Bassistin, die äußerlich die jüngere Schwester Prynns hätte sein können, bewegt sich irgendwo zwischen den Rockeinflüssen der 90er Jahre und aktueller Indie-Musik, aber es fehlt den Liedern an neuen Ideen. Dennoch gelang es der Band aus New York die Stimmung aufzulockern und eine solide Performance abzuliefern. Nach einigen wenigen Liedern verließen sie schon die Bühne. Doch nach einer kurzen Pause trat die Band erneut vor das verwunderte Publikum. Die fünfköpfige Gruppe hatte sich doch eben erst verabschiedet? Aber „Lion Of Ido“ waren nicht nur Vorband, sondern auch Liveband von Hesta Prynn. Das wurde allen klar, als die Sängerin mit den feuerroten Haaren und dem freizügigen Outfit die Bühne stürmte. Von Anfang an bot sie eine exzessive und energiegeladene Performance, die schon fast anstrengend wirkte. Impulsiv gab sich die 27-jährige die mit bürgerlichem Namen Julie Potash heißt, dem treibenden Rhythmus hin und auch das Publikum stand nicht mehr still. Eine Musik zu der man einfach tanzen muss. Sie spielte einige Stücke ihrer ersten EP, wie „Motive“ and „Le Coq Aux Folles“, aber auch Musik von ihrer ersten Vinylplatte „Pepper“. Darauf covert sie den gleichnamigen „Butthole Surfers’“ Song in Zusammenarbeit mit Shawn Crahan von „Slipknot“. Natürlich hatte sie auch ihre neue Single „Turn It Gold“ dabei, die am 14. Februar auf Vinyl erschien. Eingängige Melodien und einfache Texte laden zum Kopf abschalten und Beine bewegen ein. Allzu lange gab die Amerikanerin den Anwesenden aber nicht die Chance dazu. Nach nur sieben Songs war das Konzert auch schon vorbei. Das Publikum hatte mehr erwartet „Mir hat die Vorband besser gefallen. Da herrschte eine schönere Stimmung. Hesta Prynn wirkte sehr künstlich aufgedreht und übertrieben“, kommentierte die Konzertbesucherin Chantal Weber den Auftritt. Der Abend bot einen kurzen Ausflug in die Welt der elektronischen Tanzmusik, der mit mehr persönlichem Bezug zum Publikum durchaus länger in Erinnerung hätte bleiben können.
Text: Larissa Robitzsch und Wolfgang Denzler
Foto: Promotionbild/Hesta Prynn
