Es braucht schon ein bisschen Selbstbewusstsein, um ein anspruchsvolles Publikum, das sich vorfreudig vor die Bühne drängt, mehrere Minuten mit einem eingespielten pompösen Marsch zappeln zu lassen, bevor man auf die Bühne kommt. Doch Selbstbewusstsein haben Noah and the Whale genug. Selbstsicher treten die fünf Londoner Jungs im Jacket, einer Krawatte hier und einer lockigen Tolle dort auf die Bühne; ein Lächeln auf den Lippen und einen Bestätigung suchenden Blick in die Menge werfend, strahlen Noah and the Whale am 07.04.2011 im Logo passend zum Frühlingsanfang die gute Laune aus, die auch aus ihrem dritten Album „Last Night on Earth“ tönt.
Nach den ersten Songs, die zugleich textsicher mitgesungen wurden, grinst der Sänger Charlie Fink das Publikum an: „You look in fine spirits“. Dass die Band sonst nicht so kommunikativ ist, scheint das Publikum nicht weiter zu stören. Viele Vertreter der jungen Indie-Szene mit grauen Mützen und Nerd-Brillen füllen heute das Logo, aber auch ältere Musikkenner lassen sich den Geheimtipp nicht entgehen.
Manchmal klingt die Indie-Folk-Rock Band ein bisschen wie Mumford&Sons, dann haben sie wieder was von den Arctic Monkeys. Doch eigentlich lassen sie sich nicht definieren.
„The first days of spring“, das zweite Album von Noah and the Whale, belies den Hörer erst noch im ruhigen Wintertraum einer farbenfrohen Knospe kurz vor der Blüte. Die Songs auf dem neuen Album „Last Night on Earth“ sind offener und verspielter, obwohl es mehr von der Liebe und dem damit verbundenen Schmerz handelt. Das Folk-Rock Kollektiv scheut sich nicht, Verschiedenes auszuprobieren, eine eigene Note behalten Noah and the Whale allerdings bei. Auf einem satten Bass- und Drumsound schmeichelt die Geige noch immer der Gitarre, die mal schrammelig mal soloreif erklingt und noch in der letzten Reihe nachgeahmt wird. Charlie Finks vielseitige Stimme wird hier und da zu einem schönen Chor ergänzt, der auch dem Publikum viele Passagen zum Mitsingen bietet.
Der Spaß an der Sache ballte sich das ganze Konzert lang über auf der Bühne zusammen und strahlte auf das Publikum ab, das gegen Ende des Konzerts mit fordernden „We want more“-Rufen noch ein paar Songs herauskitzeln konnte.
Der Abschied der Band war dann kurz und schmerzlos, wie man es von jungen Indiebands kennt. Hinterlassen haben sie ein zufriedenes Publikum, das sich schnell vor dem T-Shirt- und Jutetaschenstand sammelte bevor es glücklich in eine der ersten Frühlingsnächte trat.
TEXT und FOTO: Leonie Sontheimer