Dockville/ Schlammville

Zum fünften Mal rief die Elbinsel Wilhelmsburg zum exzessiven Ausrasten. Zum Tanzen, Trinken und gemeinsamen Feiern großartiger Musiker und Künstler wie den Editors oder Crystak Castles.
Begrüßt wurden wir an den Campingtoren von Zentimeter hohen Matschmassen, die den leichten Geruch nach Urin und Erbrochenem trugen, aber dies ließ die Vorfreude nicht schrumpfen.
Nach gefühlten drei Stunden Wanderung durch das Matsch-Paradies fanden wir einen Platz, der es würdig war, von uns bezeltet zu werden. Vor uns, hinter uns, unter uns – überall Matsch, Müll und leere Wodkaflaschen.
So bauten wir schnell unsere Zelte auf , warfen überflüssiges, wie etwa Kleidung und Taschenlampen rein und holten den ersten Alkohol raus. Feierfreudig zogen wir los – erster Act: Egotronic. Ja, für die ebenfalls Anwesenden: Wir haben am Freitag als ersten Act um 21:30 Egotronic gesehen.
Wir tanzten, sangen und sprangen barfuss im Matsch zu „Raven gegen Deutschland“. Erste Erkenntnis des Abends: Matsch tut weh. Sehr!
Ärgerlicherweise verpassten wir viele Bands, die wir unbedingt sehen wollten. Mit Grund dafür waren die Umplanungen des Dockville-Teams, die wir ihnen aber in keiner Weise verübeln wollen. Da sie sich größte Mühe gemacht haben, damit das Festival nicht auf Grund der Wetterverhältnisse abgesagt werden musste. Man wollte nicht wie das Fusion-Festival enden. Es gibt einige, die an der Organisation Mängel fanden, sicherlich gab es einiges, das besser hätte laufen können, aber im Großen und Ganzen war es vollkommen in Ordnung. Da verzichtet man auch gern auf ordentliche Duschen und die angekündigten Luxus-WCs für die Camper.
Weiter geht’s mit meiner Erinnerung am Samstag:
Auf der Hauptbühne eröffneten die Schnuckelchen Beat!Beat!Beat! unseren Hauptbühnen-Abend.

Doch leider enttäuschten uns die Jungs sehr. Sie schienen mehr auf ihr Äußeres und ihre Haltung zu vertrauen, als auf ihre Stimmen. Zudem fiel uns auf, dass sich alle deren Lieder gleich anhörten. Schade Schokolade.
Unsere Enttäuschung wett machten die Norweger Kakkmaddafakka. Sie legten einen legendären, fahnenschwingenden Auftakt hin, den das Publikum ausrasten ließ. Die Masse tanzte und feierte zusammen, schmiss Konfetti und bemalte sich gegenseitig. Es wurde mitgesungen, geliebt, gelebt und gefeiert. Diese Freude wurde auf den anschließenden Act Casper übertragen, auf den meine Horde und ich äußerst gespannt waren. Wir legten riesige Erwartungen in ihn, die von einem Pissfleck auf seiner Hose enttäuscht wurden. Außerdem wirkte der liebe Casper zu alkoholisiert für einen Auftritt. Für den Hype, der diesem Kasper gerade wiederfährt, hat er keinen guten Auftritt hingelegt. Zu viel Routine prägte seinen Auftritt, er kam unsympathisch und ziemlich arrogant rüber. Außerdem war es mir musikalisch etwas zu kuschelig bei seinem Auftritt.
Nach einer kleinen Pause im Zelt ging es im (am Freitag noch gesperrten) Maschinenraum weiter. Dort erwarteten uns Supershirt und kleine Kiddies mit Audiolith-Shirts. Aber dazu äußere ich mich lieber nicht. Supershirt brachte die Masse zum Schwitzen. Riesenhitze herrschte in dem Zirkuszelt. Unsere Herzen bebten von dem lauten Beat, wir sprangen im Zirkel und hoben Menschen durch die Massen. Supershirt gehört definitiv zu unseren Highlights!
Nach Stunden Hier- und Dasein fand ich mich am Sonntagmorgen matschig im Zelt. Und der Wunsch war klar: Nach Hause – DUSCHEN!
Als es mir gelang, den Matsch abzukratzen und mich halbwegs wieder in einen Menschen zu verwandeln ging die Feierei dann doch weiter.
Der Regen fiel eimerweise, dies zeichnete sich auch kurzzeitig in der allgemeinen Stimmung ab. Doch nach kurzem Schmollen und der Wiedergeburt der Sonne tanzten wir weiter zu Noah and the Whale und später als Abschluss im Maschienenraum zum lieben Gold Panda.

Ein schönes, matschiges Dockville geht zu Ende. Trotz der anschließenden Bronchitis, aufgeschlitzten Füßen und Schlafentzug hat es sich mehr als gelohnt.
Wir freuen uns auf ein nächstes Mal!

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Von Lisa Schleif

Seit 2011 Jahren füttere ich FREIHAFEN mit Artikeln. Die meisten meiner Texte findet man in der Rubrik Fischmarkt.

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