Robin Hood“- ja, wo bist du denn nun eigentlich?

Von den Reichen nehmen, um den Armen zu geben. Ein Leitsatz der unter dem Gesichtspunkt der vorherrschenden wirtschaftlichen Situation ein wahrer Publikumsmagnet sein sollte. Alles schimpft auf die bösen Reichen und welcher Held, wenn nicht er, wäre geeigneter um Maskottchen dieser Entwicklung zu werden? Robin Hood, der bekannteste Verfechter sozialer Gerechtigkeit kommt gerade im rechten Augenblick auf die Leinwand und wird seinen Machern, durch die Umstände gesegnet, wohl mehr Zuschauer als erwartet bescheren.
Nur zu, denn, optimistisch gedacht, tritt am Ende tatsächlich ein, worauf alle hoffen: Aufschwung. Auch gut gefüllte Kinokassen kurbeln die Wirtschaft an.
Ob die neueste Verfilmung der britischen Uralt Saga gefällt, scheint von der Erwartungshaltung des Zuschauers abhängig. Geht man ins Kino um Robin als Wegelagerer zu erleben, um zu verfolgen wie Mr. Hood gar edelmütig die erbeuteten Schätze an Arme verteilt, dann ist man in Ridley Scotts’ Film („Gladiator“, „American Gangster“, „Königreich der Himmel“) eindeutig falsch. Keine Spur vom „Helden in grünen Strumpfhosen“.
Dieser „Robin Hood“ zeigt eine mögliche Vorgeschichte. Ein Detail welches sich allerdings erst in den letzen Minuten des Filmes aufklärt. Bis dahin heißt Robin Hood nicht Hood und kämpft viel mehr gegen den König Englands als gegen den Sheriff von Nottingham, der sich gekonnt in eigener Regie disqualifiziert.
Doch nun einmal ganz von vorne.
Eingeleitet wird der Film auf dem Schlachtfeld. König Richard Löwenherz (Danny Huston) plündert auf seinem Rückweg nach England sämtliche Burgen Frankreichs und wird schlussendlich mit dem Tode bestraft – ganz banal durch den Pfeil eines gewöhnlichen Schützen. Vollkommen überraschend sind sämtliche Attentatspläne auf den ungeliebten Monarchen überflüssig, welches jedoch keine Besserung der nationalen Lage bedeutet. Im Anschluss wird nämlich dessen überaus widerwärtiger, narzisstischer Bruder (Oscaar Isaac) gekrönt.
Robin (Russel Crowe), der als Bogenschütze im Krieg involviert war, gelangt nun durch eine auffallend lange Anreihung glücklicher Zufälle nach Nottingham. Eine Heimat, welche ihm als solche nicht bekannt ist – Robin weiß nichts über seine Herkunft, hält sich lediglich an Erinnerungsfetzen fest.
Wichtig ist vorerst, dass Robin, auf Wunsch des hinterbliebenen Vaters (Max von Sydow) von Sir Robert Loxley in dessen Rolle schlüpft. Neben viel Land, existenziellen Sorgen und verzweifeltem Gesinde bedeutet dies auch Gemahl der Witwe Lady Marion (Cate Blanchett) zu werden. Wie praktisch, dass man sich gleich zu Anfang alles andere als abgeneigt gegenüber steht.

Irritierend ist, dass Robin Hood, wider aller Logik, nicht die Hauptfigur darstellt. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung Englands, zu der die verschiedenen Charaktere ihren ganz eigenen Teil beitragen. Niemand sticht hervor, kein Part scheint wichtiger als der andere. Ja man könnte sogar sagen, Russel Crowe musste weniger Text lernen als die meisten seiner Kollegen. Überzeugen tut er trotzdem. Er gibt gekonnt den Kinotitan – durchaus angebracht, lässt man sich nur mal einige seiner aktuellsten Filme durch den Kopf gehen: „American Gangster“, „State of Play“, „Der Mann, der niemals lebte“.
Anecken tut der Film dennoch. Dient er als Plattform der Filmindustrie, als Werbemöglichkeit für Caster, Schauspieler und Regisseur, die allesamt beweisen: Ja, wir können es?! Denn in einem Film über Robin Hood, der diesen zur Nebenfigur degradiert und auch sonst nur eine gefährlich dünne Haupthandlung anbietet, fragt sich der Zuschauer schon, was man da eigentlich beabsichtigt. Sämtliche Elemente des Filmes sind zwar gut gelungen, bilden aber keine Einheit sondern co-existieren. Schwer fällt deshalb auch eine Entscheidung über die schätzungsweise 8€ und den freien Abend – will ich cineastisches Handwerkszeug bestaunen, oder mich doch lieber ganz herkömmlich unterhalten lassen? Eine Charakterfrage, die sich schnell beantworten lässt – schon mal für den Abspann sitzen geblieben?!

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