„Sex and The City 2“ – Sex: ja, City: nein

Zwischen Bundesliga und WM, nach „Kuranyi Aus“ und „Ballack Foul“, hat die Aussicht auf ein Ereignis der Frauenwelt stets Trost gespendet. „Sex and The City 2“ sollte unser Pauli Aufstieg sein, sollte uns Kraft geben und den Rest des Fußballsommers überstehen helfen.
Die Zeichen standen gut: Toller Soundtrack („Empire State of Mind“ – Jay-Z feat. Alicia Keys), gelungener Trailer, all unsere Stars in erster Reihe. Doch am Ende kann auch dieser 2. Teil dem ewigen Fluch der Fortsetzung nicht entrinnen.
Die nun zweite Weiterführung des Großstadt Tamtams lässt zwar häufiger den Charakter der Serie durchblicken als der enttäuschende erste Teil, kennzeichnet allerdings zugleich den Gipfel aller Übertreibung. Natürlich wollen wir ein wenig in die Welt des Luxus eintauchen, doch mit Überfluss zugeschmissen werden, das ist so unnötig wie verwerflich. Konsum pur – auf Dauer anstrengend und ermüdend.
Obwohl man, durch den ersten Teil gewarnt, eigentlich nichts anderes erwarten konnte, ist der altbekannte Ausspruch „die Hoffnung stirbt zuletzt“ eben doch noch zutreffend. Warum nicht einfach so weitermachen wie in der Serie? Ob die Verantwortlichen die Titulierung „Film“, die Anbindung an Hollywood wohl überbewerten? Ob sie das Gefühl hatten etwas ganz Besonderes, Strahlendes, Herausragendes kreieren zu müssen? Wenn dem so ist, kann ich nur sagen: Weit über das Ziel hinausgeschossen.
Was hätte ich für eine würdige Fortsetzung der Kultserie gegeben? Am schmerzhaftesten ist dabei noch zu wissen: Es hätte bloß eines Quäntchens bedurft, einen wahnsinnig guten Film abzuliefern!
Das mehr als aufdringliche ‚Product Placement’ gestrichen, die Haupthandlung nach New York, eben die City verlegt, und zu guter letzt ein Fünkchen weniger dem Mammon gefrönt. Ergeben hätte sich ein Film, der gefällt – ohne Perfektion fürchten zu müssen: Von der Bestleistung trennen Szenen, wie etwa der außerordentlich peinliche Gastauftritt Liza Minellis, die in einem Versuch jung zu wirken um zusätzliche 20 Jahre altert.
Wer sich nun im Übrigen zu wundern beginnt, an welcher Stelle die Handlung Erwähnung findet, voilas: Carrie (Sarah Jessica Parker) und Big (Chris Noth) hadern mit ihrem traditionsfernen Verständnis der Ehe, Miranda (Cynthia Nixon) versucht Job und Familie zu vereinbaren, Samantha (Kim Catrell) kämpft gegen die Zeit und, ein innovativer Lichtblick: Charlotte (Kristin Davis) verzweifelt an ihren Kindern. Was vollkommen anders ist als gewohnt: Die meisten der 147 Minuten spielt „Sex and The City 2“ fernab der City – in Abudabi. Abudabi? Genau. Was das soll? Ich sage: Die Drehbuchautoren wollten die vier Protagonisten noch einmal so zeigen, wie wir sie kennen: Ungebunden, unabhängig, frei. New York, nach jeder Menge Happy Ends nun ungeeignet, musste weichen. Bis auf die unverbesserliche Samantha sind inzwischen schließlich alle fest gebunden, leben in engen Strukturen. Abudabi wird somit gewissermaßen zur Grauzone, zu einem Land in dem andere Regeln gelten, in dem Probleme in den Hintergrund rücken sollen. Das dies nicht so ganz klappt ist natürlich von Anfang an klar, denn wann hat eine Frau schon mal all ihre Sorgen vergessen?
Nach aller Kritik folgt nun allerdings ein abgrundtiefer Blick in die medien- und modevernarrte Seele: Ich möchte diesen Film um keinen Preis missen. Denn was die Macher meiner allzeitbeliebtesten Serie damals geschaffen haben, lugt auch in dem neuen Streifen ansatzweise durch und beschert so zuweilen das Lebensgefühl, für welches zu leiden ich bereit bin. Deshalb kann ich abschließend nur sagen: Für all diejenigen, die alle Staffeln „Sex and The City“ im Regal stehen haben, die Carrie, Miranda, Samantha und Charlotte schon beinahe als eigene Freundinnen ansehen, für diejenigen führt in nächster Zeit kein Weg am Kino vorbei.
Noch eine Randnotiz: FSK 12 – ein absoluter Fehlgriff. Neben einer Irritation durch unverschleierte Sexszenen ist es ferner auszuschließen, dass 12 oder 13 Jährige die Komik des Filmes verstehen, die Gefühle der Darsteller nur ansatzweise nachvollziehen können. Und überhaupt: Woher sollen derart junge Besucher Hintergrundwissen nehmen – die Serie durfte man schließlich stets erst mit 16 konsumieren.

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