PR im Schafspelz

Ist noch Verlass auf die Objektivität von Texten oder entscheidet einzig und allein das Budget des Kunden darüber, wie ein Artikel ausfällt? Die Grenze zwischen Journalismus und PR ist nicht mehr eindeutig definiert. Ein Kommentar über die Vorteile und Schattenseiten dieser Schnittstelle.

Der Unterschied zwischen Pfann- und Eierkuchen besteht darin, dass sie unterschiedliche Mengen Eier enthalten, wodurch sich eine andere Dicke ergibt. Beim Verkosten der Teigspezialitäten kann man oftmals jedoch keinen eindeutigen Unterschied feststellen.

Übertragen auf das Lesen von tagesaktuellen Medien, Magazinen oder auch Blogs lautete diese Frage – Lese ich einen journalistischen Text oder einen Werbetext? Während der Lektüre von scheinbar unabhängigen Texten verschwimmt häufig die Grenze zwischen reinem Journalismus und PR. Aber ist das gravierend? Ja und nein.

Findet der Leser beispielsweise wenige Seiten hinter einem positiven Bericht über ein neues Café eine Anzeige des benannten Cafés, wird er aufmerksam und stellt die Neutralität des Berichts in Frage. Plötzlich besteht die Möglichkeit, dass der Bericht bloß so positiv ausgefallen ist, weil der Inhaber ein zahlender Kunde ist.

Während der Leser nicht mehr bedingungslos auf die Beschreibung vertrauen kann, erhält der Journalist dadurch in einigen Bereichen einen ungemeinen Vorteil. Anders als vor noch einem Jahrzehnt hat der Leser durch das Internet einen anderen Zugriff auf Medien. Printmedien kommen dadurch verstärkt zu schaden, was für viele Journalisten vorallem eines bedeutet – Umorientierung. Die Arbeit in einer PR-Agentur ist dabei sicherlich eine zukunftssichere Alternative.

Das Verfassen von Texten ändert sich hier aber maßgebend. In PR-Agenturen, bei kostenlosen Magazine und wöchentlich erscheinden Blättern muss auf Werbung gesetzt werden und somit die Eingrenzung der Neutralität in Kauf genommen werden. Wie gut das beschriebene Produkt tatsächlich ist, muss der Leser selbst entscheiden. Um festzustellen, ob man lieber Pfann- oder Eierkuchen isst, sollte man sich beides einmal auf der Zunge zergehen lassen.

FOTO: Thomas Hordziejewicz

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Kategorisiert in Fischmarkt
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Von Lisa Schleif

Seit 2011 Jahren füttere ich FREIHAFEN mit Artikeln. Die meisten meiner Texte findet man in der Rubrik Fischmarkt.

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